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Predigt über 2. Mose 33, 17 - 23

am 16.1.2011
2. Sonntag nach Epiphanias

Ort:
Tüllingen (Ottilienkirche)


Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Gemeinde!

Einleitung

Sind sie bereit für eine kleine Zeitreise? Dann nehmen sie ihre Plätze ein, anschnallen müssen sie sich nicht, aber machen sie es sich ruhig bequem. Wir gehen zurück in die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts nach Amerika in den Nordosten (Pennsylvania, gestorben in Massachusetts). Aus der Not mit den Eltern ist ein 13-jähriger aus Schottland ausgewandert arbeitete er sich allmählich nach oben und machte eine märchenhafte gleich Rockefeller. Am Ende seines Lebens war er einer der mächtigsten Industriellen dessen Vermögen nach heutigem Stand 75 Milliarden US-Dollar betrug. Die Rede ist von Andrew Carnegie. Von ihm ist überliefert, dass er gesagt hat: "Der Mann, der reich stirbt, stirbt in Schande." Andrew Carnegie lebte dies auch und setzte sein Vermögen für viele soziale Projekte ein. So war er unter anderem einer der größten Stifter von öffentlichen Bibliotheken und anderen Bildungseinrichtungen.

Von diesem Andrew Carnegie wird berichtet, dass er eines Tages einen seiner Angestellten zu sich rufen ließ. Dieser Mann, im mittleren Management tätig, hatte eine Entscheidung getroffen die, wie sich herausstellte, falsch war und das Unternehmen 1 Mio Dollar gekostet hatte. Nun saß er also vor diesem großen Andrew Carnegie und erwartete, dass ein Donnerwetter auf ihn niederprasselt und er gefeuert wird. Aber nichts dergleichen geschah und auf seine Nachfrage antwortete Andrew Carnegie: "Wieso sollte ich sie entlassen? Wir haben doch gerade eine Million Dollar in ihre Ausbildung investiert!" Für Andrew Carnegie war klar, dass dieser Mann diesen Fehler, der ihm unterlaufen war, kein zweites mal begehen würde.

Machen wir nochmals einen Zeitsprung, diesmal einen größeren so etwa ins Jahr 1500 vor Christus.

- Text lesen: 2. Mose 33, 17 - 23 -

An die Geschichte dieses Andrew Carnegies musste ich denken, als ich mich mit diesem Bericht aus dem 2. Mosebuch auseinandergesetzt habe. Ich glaube die Assoziation bei mir war, ausgehend vom Zusammenhang in dem diese Erzählung eingebettet ist, dass auch Mose und das Volk Israel von ihrem Gott eine 2. Chance bekommen haben. So wie jener Mitarbeiter des Andrew Carnegie. Oder wie auch später die Jünger bei Jesu, die sich aus dem Staub gemacht haben als es eng wurde, die Jesus sogar noch verleugnet haben, und ER sich nach der Auferstehung zu ihnen bekennt und den Auftrag erneuert.

Neben dieser Assoziation zu Andrew Carnegie habe ich mir im nachdenken dieser Verse zwei Fragen gestellt:

  • Wer war Mose?
  • Wer ist Gott?
  • 1. Wer war Mose?

    Wissen sie noch, wie es mit Mose begann? Stichwort "Schilfkorb"? Moses Eltern lebten mit den anderen Hebräern in Ägypten und mussten die Knechtschaft des ägyptischen Königs erdulden. Dieser hatte ein Edikt erlassen und den hebräischen Hebammen befohlen, alle hebräischen männlichen Kinder nach der Geburt zu töten (2Mos 1, 15ff). So kam es, dass die Mutter des Mose, nachdem es ihr nicht mehr möglich war den Säugling zu verbergen, diesen aussetzte. Und nun ereignet sich etwas unvorhergesehens: die Tochter des Pharao findet dieses Kind als sie im Nil baden wollte und die Ereignisse nehmen ihren Lauf. Die Tochter des Pharao nimmt dieses Kind mit, obwohl sie ahnt, dass es eines der Kinder der Hebräer ist. Als Amme wird seine leibliche Mutter eingeschleust, die den Säugling stillt. Mose wächst am Hof des Pharao auf und hätte eigentlich ein sorgloses Leben vor sich.

    Aber aus dem Findelkind Mose das am königlichen Hof erzogen wird, wird der Mörder Mose. Als er beobachtete, wie ein ägyptischer Aufseher einen "seiner Brüder", also einen von Moses Volksgenossen schlug, tötete Mose diesen Aufseher. Er versuchte noch die Tat zu verbergen aber sie kam doch ans Licht, wurde dem Pharao angezeigt und dieser versuchte nun seinerseits dem Mose nach dem Leben zu trachten.

    Mose flüchtete in das Land Midian und nahm dort die Tochter des Priesters Jitros zur Frau und hütete dessen Herden.

    Hätte dieser Mann mit seiner Biografie bei einem Personalleiter, wenn er sich um eine Führungsposition bewerben würde, eine Chance? Strahlt diese Biografie Vertrauenswürdigkeit aus? Wäre er ein Kandidat für eine Leitungsaufgabe?

    Bei Gott schon. In der Fremde erhält Mose seine Beauftragung von Gott durch das Wunder vom brennenden Dornbusch. Mose folgte der Beauftragung und kehrte nach Ägypten zurück, um das Volk aus der Knechtschaft herauszuführen.

    Aus diesem Mann, dem einstigen Findelkind und Mörder wird einer, aus dessen Leben Gott etwas macht und der sich was traut. Ich finde es beeindruckend, wie Mose in unserer Erzählung vor diesen Gott hinsteht, wie er für sein Volk ringt und bittet und Gott das eine und andere Zugeständnis abringt. Würden sie sich so etwas trauen? Sind ihre Gebete und Bitten von dieser - ja was ist das: Unbekümmertheit, Vertrauen, Frechheit? - geprägt? Wie stehen wir in unseren Gebeten vor Gott? Erwarten wir auch etwas oder sind es nur Litaneien, Worthülsen hinter denen wir gar nicht stehen weil wir nichts von Gott erwarten?

    Nicht nur bei Mose finde ich eine Einladung zu solch zuversichtlichem Beten und hintreten vor Gott. Im Gleichnis von der bittenden Witwe die beharrlich ihr Recht von dem Richter einfordert (Lk 18,1) werden wir zu dieser Zuversicht ermuntert.

    2. Wer ist Gott?

    Können wir diese Frage überhaupt beantworten so dass nichts mehr offen bleibt? Ich bin der Überzeugung, dass dies nicht möglich ist. Gott ist der ganz Jenseitige der sich uns in vielem offenbart und nahe kommt, der andererseits aber auch immer der Verborgene bleibt. Diese Erfahrung macht auch Mose in unserem Bericht. Die Distanz zwischen Gott und uns Menschen wird in der jetzigen Welt nicht aufgehoben. So ist es Mose und einem Mensch unmöglich, Gott von Angesicht zu Angesicht zu begegnen.

    Daher ist die Frage so auch falsch gestellt. Sie müsste präziser lauten: Wer ist Gott für uns, für sie und für mich?

    Viele unserer Zeitgenossen würden als Antwort auf diese Frage Gott wie folgt buchstabieren: G O T T = Guter Opa Total Taub. Nicht dass sich der biblische Gott über eine solche Einstellung hinwegsetzen könnte und dem Menschen trotzdem begegnet. Aber er macht immer wieder klar, dass er uns Menschen nichts überstülpt sondern uns als sein Gegenüber sieht und respektiert.

    In der Beziehung zu Gott geht es von Anfang an bis heute immer wieder um die Frage des Vertrauens. Gott legt es darauf an, auch auf das Risiko das Vertrauen enttäuscht werden kann und andere Unwägbarkeiten die damit verbunden sind. Vertrauen ist der biblische Begriff für ein Wort, das uns als Christen auf Schritt und Tritt begleitet und das durch den Gebrauch in unserer Alltagssprache leider sehr "abgelutscht" ist und an Bedeutungstiefe verloren hat: glauben.

    Und vom Vertrauen zu Gott komme ich wieder zu dem Mann, der sich etwas traut! Mose traut sich etwas, in seiner Beziehung zu Gott aber auch in seiner Aufgabe als "Führer" des Volkes Israel weil er diesem Gott vertraut!

    Wir kommen von Weihnachten, stehen in der Folge unseres Kirchenjahres noch im Weihnachtskreis mit der liturgischen Farbe "grün" als "Farbe der aufgehenden Saat". Mit Weihnachten erreicht uns die Botschaft, dass uns dieser Gott ganz nahe kommt, er Mensch wird mit den allen sich daraus resultierenden Konsequenzen (siehe Hebräer 4,15).

    Wenn wir eben gesungen haben "Ich steh an deiner Krippen" - vielleicht auch in dem einen oder anderen Weihnachtsgottesdienst - dann ist die daraus folgende Frage: Wie wirkt sich das aus? Wie gehen wir weg von dieser Krippe hinein unseren Alltag? Schwingt heute, am 16. Januar noch etwas nach aus der Heiligen Nacht? Wo und wie begegne ich dem Kind in der Krippe (EGK 11) in meinem Alltag? Wo und wie erreicht mich die Botschaft der Engel heute und wie wirkt sie hinein in meinen persönlichen Alltag und prägt mein Leben und Entscheidungen in Familie, Beruf Schule und Freizeit?

    Dieses Vertrauen drückt sich in der Gewissheit aus, dass dieser Gott mein Leben in seinen Händen hält, sich zu mir bekennt und seine Verheißungen auch an uns, ihnen und mir wahr macht und erfüllt. Denn wir haben keinen toten Gott sondern einer der lebt und sich uns immer wieder zu erkennen gibt.

    Schluss

    Keiner von uns muss ein Volk aus der Knechtschaft führen. Aber wir tragen Verantwortung für die Lebensbereiche in denen wir stehen und für die Menschen, die uns auf die unterschiedlichen Weisen anvertraut sind.

    In diesen Lebensbeziehungen soll sich unser, ihres und mein Vertrauen zu Gott niederschlagen und diese Beziehungen prägen. Der Art, dass Gott hineinwirken kann und wird in unser aller Lebensalltag.

    Amen.

    - Es gilt das gesprochene Wort! -

    Diese Predigt wurde verfasst von:

    Diese Predigt wurde verfasst von:
    Karl-Heinz Rudishauser
    Obertüllingen 107
    79539 Lörrach-Tüllingen
    07621/9153229
    eMail: karl-heinz.rudishauser(a)t-online.de
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