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Predigten

Predigt über 1. Koritnher 2,1-10

am 16.01.2000
2. Sonntag nach Epiphanias

Ort: Staufen/Münstertal


Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.

Liebe Schwestern und Brüder

Einleitung

So, wie wir das vorhin im Evangelium für diesen Sonntag gehört haben, so hätten wir das auch gerne: Jesus als den "Supermann" der unsere Probleme löst und unsere Schwierigkeiten beiseite räumt. Solche Geschichten hören wir gerne und haben damit sicherlich auch keine Mühe, sie anderen weiterzuerzählen. Jesus als denjenigen der Wunder und mächtige Zeichen tut: Kranke heilt, Tote auferweckt und Naturgewalten unterdrückt. Das sind Szenen, Erzählungen mit denen wir wenig Probleme haben, wo wir wahrscheinlich auch vielfach auf offene Ohren stoßen. Jesus als geistlicher Batman, das wäre ein Aufhänger mit dem auch Marketingstrategen kaum Probleme hätten. Wenn das der Inhalt unserer Verkündigung ist, dann fänden wir wohl schnell Zuhörer und vielleicht wären dann unsere Kirchen wieder voller. Denn sensationshungrig sind wir alle, und je spektakulärer die Nachrichten um so größer die Schar der Zuschauer und Zuhörer. Aber so einfach ist es nun mal nicht. Im Predigttext für diesen Sonntag kommt einer zu Wort, der gerade mit diesen Problemen zu kämpfen hatte. Da hatte es einer schwer mit seiner Verkündigung, weil sie nicht den Erwartungen uns Ansprüchen seiner Zuhörer genügte.

- Text lesen: 1. Kor 2,1-10 -

Er kommt uns etwas merkwürdig vor in diesen Versen, der ansonsten so selbstsichere und wortgewaltige Paulus. Aber mit dieser Gemeinde hatte er, obwohl er sie selbst gegründet hatte, einfach seine Probleme. Und irgendwie fing es an, ihm vollkommen aus dem Ruder zu laufen. Da taten sich andere hervor denen es gelang, Menschen auf ihre Seite zu ziehen. Die mit dem, was sie erzählten und predigten, die Zuhörer für sich gewinnen konnten. Und unter den Anhängern gingen die Reibereien los. "Apollos, der hat es voll gut drauf. Den mußt du einmal predigen hören!" "Ach was Apollos! Petrus, das ist der Mann der Stunde!" Kommt ihnen das möglicherweise bekannt vor? Und mitten drin Paulus. Aber so einfach gibt sich ein Paulus nicht geschlagen, so einfach räumt er nicht das Feld, das worauf es ihm ankommt, das was er versucht hatte den Korinthern zu vermitteln war ihm einfach zu wichtig. Und darum legt er ihnen und uns in diesen Versen nochmals dringend ans Herz: 1. Ich, Paulus, verkündige - 2. Paulus verkündigt was er weiß: 3. Das Beste kommt noch!

1. Ich, Paulus, verkündige -

Geht es ihnen auch so wie mir? Da sitzt man vor dem Fernseher und verfolgt eine Talk-Show mit Politikern und bewundert die geschliffenen Reden und brillianten Formulierungen der einen und, man glaubt es ja kaum, die doch eher etwas unbeholfenen Argumente anderer Gäste in derselben Veranstaltung. Sie schauen keine Talk-Shows? Na, vielleicht sind sie dann schon einmal in einem Gottesdienst gewesen in dem sie die Rhetorik des Predigers dermaßen gefesselt hat und sie sich gefragt haben, warum nicht alle Pfarrer so predigen. Und genau mit diesen Ansprüchen oder Erwartungen hatte Paulus in Korinth zu kämpfen und bringt dies in unserem Abschnitt zum Ausdruck. Er konnte bei den Korinthern wohl nicht mit brillanten Rede überzeugen. Vielmehr warf man ihm vor und gestand er selbst ein, daß seine Reden wohl nicht so ganz das gelbe vom Ei waren. Da gab es in Korinth ganz andere Kaliber, und die wurden Paulus vorgehalten. Die hatten es , wie man heute so schön sagt, "voll drauf"! Sowohl inhaltlich wie auch in der Form, in der Art ihrer Rede konnten sie überzeugen, die Zuhörer auf ihre Seite ziehen. Da blieb einem Paulus glatt die Spuke weg und er kam sich völlig unbedeutend vor. Die Versuchung war groß, die bisherige Strategie zu ändern und Paulus wäre dazu sicherlich auch in der Lage gewesen. Aber Paulus blieb seinem Auftrag treu, daß heißt er wollte Evangelium verkündigen und das bedeutete, eben nicht allein auf menschliche Fähigkeiten in Form guter Rhetorik zu setzen oder gar die ihm anvertraute Botschaft zu verwässern. Vielleicht wollte er auch ganz bewußt mit der Art wie er auftrat die Korinther und auch uns herausfordern, auf das wesentliche zu achten, nämlich auf den Inhalt seiner Botschaft. Und Paulus war sich darüber im klaren, daß es letztlich nicht an ihm lag, was daraus werden würde, ob aus seiner Predigt Frucht erwächst oder nicht. Er wollte nicht in Vertretermanier auftreten die sich dadurch auszeichnet, einem Bauern eine Melkmaschine zu verkaufen und dafür die letzte Kuh in Zahlung zu nehmen! Bei der Predigt vom Reich Gottes geht es nicht darum, die Zuhörer zu überreden sondern zu überzeugen (vgl.Apg 17,4; 28,23f). Es geht um Seriosität und Glaubwürdigkeit aus Interesse zu den Menschen, zu denen er sich gesandt wußte. Paulus wollte nicht überreden oder gar über den Tisch ziehen sondern überzeugen (zu diesem Thema: Theologisches Begriffslexikon zum Neuen Testament S. 560 ff). Er schenkte den Menschen damals und uns heute reinen Wein ein, legt die Fakten offen auf den Tisch. Paulus will Menschen für Jesus gewinnen und das geht nur, wenn sie, wenn wir das hören was er zu verkündigen hat:

2. Paulus verkündigt - was er weiß:

Paulus befand sich im Blick auf die Menschen in der korinthischen Gemeinde in dem Dilemma, daß er mit dem was er sagte, verkündigte bei seinen Zuhörern nicht ankam. Sie lehnten nicht nur die Form sondern vor allem den Inhalt seiner Verkündigung ab. Hätte es nur an der Form gelegen, wäre es ein gangbarer Weg gewesen etwas am Verkündigungsstil zu feilen. Aber Paulus erkannte, sein Problem erwächst nicht aus einer schlechten Rhetorik sondern am Unwillen seiner Zuhörer an dem, was er verkündigt. Das paßte nicht in die so geistreichen Gedanken und schön anzuhörenden Philosophien der damaligen Zeit. Und es paßt auch nicht in die Welt von heute, in der dem Menschen in seinen Möglichkeiten scheinbar immer weniger Grenzen gesetzt werden können.

Paulus wollte und konnte nur das verkündigen was er wußte. Und das was er wußte, der Inhalt dessen was es zu verkündigen gab und gibt erwächst nicht auf unserem eigenen Mist, ist nicht Erguß eigener intellektueller Leistungen und Anstrengungen. Wir wählen die Botschaft die wir zu verkündigen haben, das was wir wissen nicht selbst, sondern es ist uns gegeben. Und was können wir verkündigen, was ist das Zentrum der Botschaft des Paulus und unserer Verkündigung?

Ein Kind in einer Krippe und ein Mann am Kreuz. Und fragen wir uns einmal selbst: Was ist daran attraktiv? Das Kind kann in unseren Tagen gerade noch für Weihnachten kommerziell ausgeschlachtet werden, aber der Mann am Kreuz? Darüber schweigen wir doch lieber! Nicht etwa deswegen weil wir keine Gewaltszenen vertragen, die sehen wir tagtäglich in den Nachrichten oder ziehen sie uns willentlich über irgendwelche Spielfilme gewollt hinein. Nein, dieser Mann am Kreuz, oder wie es Paulus formuliert, dieses Wort vom Kreuz trifft uns an unserem wundesten Punkt: es erinnert uns an unsere Sünde, unsere Schuldhaftigkeit und unsere Trennung von Gott!

Im Gegensatz zu den gängigen Trends der damaligen Zeit hatte es Paulus schwer, sich dafür eine Fangemeinde zu gewinnen. Aber er wußte, hier geht es um alles oder nichts, nicht für ihn sondern für seine Zuhörer, und bevor er nur ein Jota weglassen würde, hätte er sich eher auf die Zunge gebissen.

Auch in unseren Tagen ist das Wort vom Kreuz nicht unbedingt das Thema, das die Massen begeistert, mit dem Talk-Shows gefüllt werden. Wenn wir darauf zu sprechen kommen, dann schneiden wir alle sehr schlecht ab! Das Wort vom Kreuz ist ein Anstoß, das läuft uns nicht so einfach rein, da fällt uns das abnicken schwer. Aber es ist ein Thema dem wir nicht ausweichen sollten und letzlich auch nicht ausweichen können, weil ...

3. Wir verkündigen - was wir wissen: Das Beste kommt noch!

Wenn wir die Krippe und das Kreuz in der Mitte unserer Verkündigung haben, ist alles gesagt. Die Krippe als Zeichen dafür, "Gott kommt zu uns, kommt herab von seinem ew'gen Thron". Gott wird uns gleich, will das durchmachen was wir Menschen durchmachen (vgl. Heb 4,15), durchmachen müssen. Er wurde versucht wie wir, war denselben Herausforderungen gestellt wie wir. Gott kommt hinein in unsere Welt, in unsere Schwierigkeiten und Nöte, aber auch hinein in unser Glück und unsere Freude. So ist der Stall von Bethlehem mehr als "Kling Glöckchen klingelingeling" und "leise rieselt der Schnee".

Was in der Krippe von Bethlehem begonnen hat endet am Kreuz von Golgatha und dem leeren Grab. Der Weg Gottes als Mensch, der in jenem Stall begann endet im Foltertod an jenem Kreuz vor den Toren Jerusalems. Das eine nicht ohne das andere. Jesus war und ist nicht der Strahlemann der keine Ahnung hat von Schmerzen und Qualen, steht nicht abgehoben über unseren Erfahrungen. Krippe und Kreuz stehen für den Lebensweg Jesu, aber auch für unseren. Aber sie weißen auch über das hinaus, was mit dieser Erde und dieser Welt zu tun hat, weißen hinaus über unser Mensch sein und verkündigen: Das Beste kommt noch: "Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott denen bereitet hat die ihn lieben!" Dazu eine kleine Begebenheit:

Einer Frau wurde eine unheilbare Krankheit diagnostiziert. Der Arzt sagte, sie hätte noch drei Monate zu leben. Sie fing also an, alles in Ordnung zu bringen und zu organisieren. Sie rief auch den Pfarrer an und bat ihn, zu ihr zu kommen, um ihre Wünsche für die Beerdigung abzusprechen. Sie sagte ihm, welche Lieder gesungen werden sollten, welche Bibeltexte gelesen werden sollten und in welchem Kleid sie beerdigt werden wollte. Als der Pfarrer gehen wollte, erinnerte sich die Frau an ein wichtiges Detail, das sie vergessen hatte.

Sie teilte also dem überraschten Pfarrer mit, sie wollte einen Löffel in der rechten Hand halten, wenn sie im Sarg aufgebahrt werde. Dem Pfarrer fehlten buchstäblich die Worte.
Die Frau fing an ihm zu erklären. In all den Jahren, in denen ich an den vielen Empfängen teilnahm, wurde ich immer mal wieder daran erinnert, meinen Löffel zu behalten, wenn das Geschirr abgeräumt wurde. Und ich freute mich dann immer, denn ich wußte, daß noch etwas Besseres kommen würde! Leckere Schokoladendesserts, Kuchen, Apfelstrudel oder Eis. Irgendetwas wunderbares, was das Mal abrundete. Ich möchte daher, fuhr die Frau fort, daß die Leute, die mich im Sarg sehen, sich wundern, warum ich den Löffel in der Hand halte. Und ich will, daß sie ihnen dann sagen: "Behalten sie ihren Löffel, das Beste kommt noch!"
Der Pfarrer fing beinahe an zu weinen, als er die Frau zum Abschied umarmte. Er wußte, daß es eines der letzten Male war, bevor sie sterben würde. Aber er wußte auch, daß diese Frau eine bessere Vorstellung vom Himmel hatte, als er selbst. Sie wußte und vertraute, daß noch etwas Besseres auf sie wartete.
Auf der Beerdigung gingen die Menschen an ihrem Sarg vorbei und sahen ihre Bibel in der linken Hand und ... den Löffel in der rechten!
In der Predigt erklärte der Pfarrer dann die großartige Hoffnung, welche die Verstorbene über ihren irdischen Tod hinaus mit diesem Löffel verband (vgl. Kübler, Peter: in: "Zuversicht und Stärke"; 4. Reihe / Heft 1 Dezember 1999/Januar 2000, Seite119).

Paulus will unseren Blick auf das richten, was Jesus für uns getan hat und für uns bereit hält. Er will sagen, Leute erkennt doch eure Zukunft, erkennt die Perspektiven die euch Jesus eröffnet hat und ergreift sie. Gottes Herrlichkeit auf die ihr zugeht, die euch Jesus erworben hat, könnt ihr heute ergreifen und erfahren.

Schluß

Wie die Menschen damals in Korinth auf diese Zeilen des Paulus reagiert haben und ob sie auf fruchtbaren Boden gefallen sind oder nicht, ob sich etwas geändert hat, wissen wir nicht. Die Frage ist auch vielmehr, was bewirken sie heute, hier bei uns in Staufen/Münstertal? Wir stehen mitten drin: Weihnachten ist vorüber, Ostern liegt vor uns!

Durch dieses Wort vom Kreuz sind wir herausgefordert unser eigenes Leben zu betrachten und zu fragen: wo stehe ich? Wie sieht es aus mit meiner Beziehung zu diesem Kind in der Krippe und dem Mann am Kreuz? Wenn diese Frage geklärt, ist dann gilt auch für uns: Das Beste kommt noch!

Amen.

- Es gilt das gesprochene Wort! -

Diese Predigt wurde verfasst von:
Karl-Heinz Rudishauser
Belchenring 20
D-79219 Staufen
07633/500781
eMail: karl-heinz.rudishauser@t-online.de
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