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Predigt über 1. Petrus 2, 1-10

am 5.2.2017
4. Sonntag nach Epiphanias

Ort:
Evang. Stadtmission (Stami) Lörrach


Einleitung

„Verbündete“, so lautet das Thema der 4. Folge von Sonntags bei Peter. Wenn wir Verbündete hören, an was denken wir da? An Nationen die sich zum Zweck der Verteidigung verbündet haben, die NATO zum Beispiel? Oder an Wirtschaftsunternehmen, die sich zu wirtschaftlichen Allianzen verbünden, um in der Entwicklung oder Produktion von Produkten Vorteile zu erzielen und damit ihre Marktstellung auszubauen oder zu festigen.

Verbündete gibt es in vielerlei Formen und zu ganz unterschiedlichen Zwecken. Einer ganz besonderen Form von Verbündeten bin ich in der Vorbereitung zu dieser Predigt auf die Spur gekommen, an die hätte ich vermutlich zuletzt gedacht.

Verbündete in einem Bauwerk. Und hier meine ich nicht diejenigen die an dem Bauwerk bauen, sondern die dazu verwendeten Baumaterialien, insbesondere für die Außenhülle, die Bau- oder Backsteine.

- Bilder - Der klassische uns bekannte Backstein – rechteckig in verschiedenen normierten Formen – einerseits, hier etwas ältere Modelle. Verbunden werden diese durch Mörtel oder heutzutage durch eine Form von Klebemasse. Die gibt es auch noch größer – manche ahnen und wissen wo die hingehören.

Aber es gibt auch noch andere Bausteine, die sind allerdings in unseren Tagen schon lange aus der Mode gekommen und finden nur noch in seltenen Fällen Anwendung. - Bilder - Mehr oder weniger hautnah aber auch in sehr eindrücklicher Weise habe ich dies vor ein paar Jahren erlebt. Wenn man von Weil zur St. Ottilienkirche nach Obertüllingen hinaufsteigt, kommt man an dem kleinen Weg an einer Bruchsteinmauer vorbei. Diese musste vor ein paar Jahren saniert werden, da sie drohte, einzustürzen. Was sich zunächst so einfach anhört, wurde dann doch eine ordentliche organisatorische und behördlich auferlegte Maßnahme, weil in der alten Mauer geschützte Eidechsen ihre Nester hatten. Dies bedeutete, dass nicht einfach ein profane Mauer errichtet werden konnte, sondern über den Weg eines geologischen Gutachtens wieder eine Bruchsteinmauer erstellt werden musste.

Diese Bruchsteinmauer ist das Bild, das mir in der Auseinandersetzung mit dem Thema „Verbündete“ bzw. mit dem zugrundeliegenden Bibelabschnitt gekommen ist, und den möchte ich jetzt zunächst lesen:

Text lesen: 1. Petrus 2, 1 - 10

Nach der einleitenden Aufforderungen greift „Peter“ an dieser Stelle seines ersten Briefes unter anderem das Bild vom Eckstein und den lebendigen Steinen am Bauwerk Gottes auf. Mit diesem Bild ist er nicht allein. Schon Paulus hat es z.B. in seinem Brief an die Gemeinde in Ephesus benutzt und auch Jesus (Mt 21, 33 ff) weist immer wieder auf den Eckstein hin, den die Bauleute verworfen haben, der aber dann das gesamte Bauwerk zusammengehalten hat. Im Bild geht es somit nicht mehr um ein technisches, sondern um eine lebendiges Bauwerk. Zentrum ist der lebendige Eckstein, zu diesem sollen wir kommen – klingt etwas merkwürdig aber es ist unschwer zu erraten, wer mit dem lebendigen Stein gemeint ist: Jesus. Wir sollen zu IHM als dem lebendigen Stein kommen und uns vom IHM als lebendige Steine in das Bauwerk einfügen lassen. Und damit Bausteine zu einem Bauwerk werden, müssen sie verbunden sein, müssen sie zu Verbündete werden.

Verbündete in zweierlei Hinsicht:

  • Zum einen und grundsätzlich verbunden mit Jesus, dem Grundstein und Schlussstein.
  • Zum anderen verbunden miteinander.
  • 1. Verbunden mit Jesus

    Zunächst müssen wir zu Jesus kommen, als dem lebendigen Stein – Grundstein oder Schlussstein - beides trifft in seiner Bedeutung zu: Der Grundstein, auf den alles aufgebaut ist, aber auch der Schlussstein, der letztlich alles Zusammenhält. Die Aussage die bleibt: Es kommt allein auf Jesus an, ganz gleich in welcher Funktion, er erfüllt beide!

    Die Christen an welche Petrus seinen Brief richtet – und weil wir ihn heute lesen können, gilt seine Botschaft auch uns - sie sollen zu Jesus kommen, weil es sie nach dem sehnt, was er zu bieten hat, die reine Milch. Die reine Milch, da denke ich an die Milch die Neugeborene beim Stillen von der Mutter bekommen. Die Neugeborenen brauchen nichts weiter zusätzlich. Rein, das heißt doch unverfälscht, unverdorben… Und allein diese Milch reicht aus, damit ein Säugling leben, wachsen und gedeihen kann. Ja selbst vor Krankheiten schützt diese Milch das Neugeborene. Die Milch steht als Synonym für das Wort Gottes (1Kor 3, 2; Hebr 5, 12ff) . Wann hattest du zuletzt Lust, Sehnsucht nach diesem Wort? Treibt es uns hin oder eher den Angstschweiß auf die Stirn?

    Vor allem dann, wenn Petrus mit der Tür ins Haus fällt und uns auffordert, alle Bosheit abzulegen? Beispielhaft nennt er Heuchelei, Neid und üble Nachrede. Du kennst das nicht aus deinem Leben, alles schon abgelegt, kein Problem mehr? Dann beglückwünsche ich dich. Bei mir ist das leider nicht so! Ich ertappe mich immer wieder mit einer frommen Maske. Oder dass ich neidisch bin auf andere und nicht immer nur Gutes über andere rede oder denke. Und es gäbe noch das eine oder andere hinzuzufügen. Da Petrus seinem Brief nicht nur an Menschen in einer konkreten Gemeinde richtet kann ich mir gut vorstellen, dass es ihm in seiner Aufzählung nicht auf Vollständigkeit ankommt. Hier wird uns kein Lasterkatalog vorgelegt den es abzulegen gilt. Vielmehr fordert er uns zu einer kritischen Selbstbetrachtung unserer alltäglichen Verhaltensweisen auf, die in einem jedem Leben vorkommen können. Somit ist jeder von uns gefordert einmal nachzuschauen, was ich in meinem Leben ablegen sollte, was nicht mit meiner Berufung übereinstimmt. Die Mauer in Obertüllingen ist eingestürzt, weil sie den Belastungen der vielen Jahre nicht mehr standhalten konnte, so die Verbundenheit der Steine brüchig wurde. Daher sollen wir all das ablegen, was zur Belastung unserer Beziehung mit Jesus werden kann, was unsere Verbundenheit zu IHM brüchig werden lässt.

    Was Petrus hier fordert ist nicht nur ein Appell ohne Basis sondern diese Aufforderung hat eine Grundlage. Im ersten Kapitel diese Briefes erinnert Petrus daran: Ihr seid von neuem geboren (1Petrt 1, 3.23) und mit einer lebendigen Hoffnung erfüllt worden (1Petr 1, 3). Die Christen damals und wir heute sind durch die Macht Gottes für ihre und unsere Rettung bewahrt, durch das was Christus für uns getan hat. Dabei sind wir allein auf das Wort Gottes, auf die Zusagen und Verheißungen Jesu verwiesen. Und was Petrus den Christen damals geschrieben hat, es gilt auch uns, euch und mir, es ist auch unsere Grundlage. Auf dieser Grundlage, auf diesem Fundament, und daran erinnert Petrus, sind sie damals und sind wir heute mit Jesus verbunden, sind wir Verbündete mit IHM.

    Unsere Verbundenheit mit Jesus lebt in unserer täglichen Beziehung zu IHM. So stellt sich die Frage, wie gestaltet sich unser Leben, unser Alltag mit Jesus. Was sind Kennzeichen einer Beziehung, einer guten Beziehung? Dass wir mit Jesus in Kontakt, im Zwi-Gespräch sind. Dass wir ihm vertrauen, gleich was geschehen ist und IHM weiterhin offen begegnen. Offen – vorbehaltlos, IHM sagen was mit uns los ist: unsere Hoffnungen, Erwartungen, Enttäuschungen, Zweifel – kurzum alles! Dass wir uns nicht von IHM abwenden, auch wenn wir uns in unseren Erwartungen enttäuscht sehen. Mir fällt der Bericht vom jenem königlichen Beamten ein (Joh 4, 46-56), der zu Jesus kommt und ihn bittet, dass er seinen todkranken Sohn gesund macht. Was antwortet Jesus dem Mann auf seine Bitte? „Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so werdet ihr nicht glauben.“ Welch schroffe Antwort auf die Bitte des Mannes? Sieht er denn nicht dass es um Leben und Tod geht, in welche Not sich der Mann befindet? Trotz dieser abweisenden Antwort bleibt der Mann dran, gibt nicht auf. Er vertraut weiter darauf, dass Jesus seinen Sohn heilen kann und wiederholt seine Bitte. Er wendet sich nicht ab.

    Glaube, der entgegen allen Erfahrungen weiterhin vertraut, macht Erfahrungen! Das ist unsere Berufung – Jesus zu vertrauen und mit IHM in Beziehung, in Verbindung bleiben. Petrus erinnert uns an unsere Berufung. Und aus Verbündeten mit Jesus werden untereinander Verbündete.

    2. Verbunden durch Jesus

    Als Christen sind wir zu lebendigen Steinen geworden, die Christus in sein Bauwerk, sein weltweite Gemeinde einfügt. Und da die weltweite Gemeinde doch ein etwas mehr oder weniger abstraktes Gebilde ist, das wir uns nur schwer vorstellen können, erleben und vollzieht sich das eingefügt werden ganz konkret in der jeweiligen Gemeinde vor Ort, da wo wir uns zugehörig fühlen, wo wir beheimatet sind.

    Lebendige Steine – ein Bild, mit dem wir uns schwer tun, denn in der Regel sind Steine nicht lebendig, Steine sind tote Materie, haben nichts von dem, was wir mit Leben verbinden: denken, hoffen, lieben, trauern, ärgern, staunen, freuen … All das und vieles mehr macht unser Mensch und Christ sein aus. In den Grenzen die Bilder haben versucht Petrus hier zweierlei miteinander zu verbinden und fordert dadurch unsere Vorstellungskraft heraus: Wir sind als Steine eingefügt in Gottes Bauwerk. Und nur durch das zusammengefügt sein mit anderen ergeben wir das Bauwerk, nicht als Einzelsteine! Wir leben als Christen nicht isoliert einfach so vor uns hin. Wir sind Steine in dem vorhin beschriebenen Sinn: Bruchsteine, mit Ecken und Kanten. Aber dadurch lebendige Steine, als Steine die weiterhin alle Merkmale des Lebens in sich tragen. So erleben wir auch als Steine im Bauwerk der Gemeinde lieben, freuen, ärgern, hoffen, trauern …. Lebendig sein bedeutet in Verbindung bleiben mit Jesus und in Verbindung bleiben mit anderen, auch mit anderen an denen wir uns reiben in der Gemeinschaft. Gemeinde ist keine geschlossen Gruppe, gleicht keinem Club Gleichgesinnter.1 Das sich aneinander reiben ist durchaus Kennzeichen von Gemeinschaft und nicht das Gegenteil. In diesem Zusammenhang sehe ich auch die geistlichen Opfer, die Petrus erwähnt. Im Blich auf die einleitenden Verse in diesem Kapitel habe ich gedacht, vielleicht bestehen die geistlichen Opfer einerseits darin, etwas zu lassen. Verhaltensweisen, lieb gewordene Gewohnheiten die nicht zur Nachfolge passen, aufzugeben. Und andererseits liegen die geistlichen Opfer auch in der gegenseitigen Annahme und dem Aushalten des anderen. Sich selbst das eine oder andere mal zurück- und nicht zu ernst zu nehmen. Obwohl wir alle an Jesus als den auferstandenen Sohn Gottes glauben, gibt es eine Vielzahl von Facetten und Schattierungen des Glaubens und Glaubensvollzugs in denen es gilt, den neben mir in seiner Art anzunehmen.

    Aber genau diese Facetten machen dann doch wieder ein Bauwerk, eine Mauer lebendiger als eine normierte Mauer – Ich empfehle die Betrachtung einer Natursteinmauer, vielleicht bei einem Spaziergang zur Tüllinger Kirche – was Ecken und Kanten an Lebensraum ermöglichen.

    In jedem Bauwerk hat jeder Stein seine Bedeutung. Manchmal denken wir ach was, was soll ich schon für eine Bedeutung haben. Hier in der Stami 250 Menschen im Gottesdienst, da merkt eh keiner wenn ich fehle und viel einbringen kann ich eh nicht. Falsch! Jedem von uns ist folgendes zugesagt: Du, bist hier an deinem Platz richtig. Du, gerade du mit deiner Persönlichkeit, mit allem was dich ausmacht, mit deinen Gaben und deinem Glauben, mit all deinen Zweifeln und Sorgen, du gehörst zum auserwählten Geschlecht. Du bist Teil der königlichen Priesterschaft – ja du! Du bist Teil am geistlichen Haus Gottes und du hast einen von Gott zugewiesenen Platz der in der Verbindung mit allen anderen von Bedeutung ist.

    Bei manchen zeigt sich das eingefügt werden in ganz konkreten Stellen in der Gemeinde, in dem wir Aufgaben und Verantwortung übernehmen. Bei anderen eher unscheinbar, an Ecken, da kommen wir niemals im Leben hin, da haben wir nicht einmal eine Ahnung davon, dass es so etwas am Bauwerk gibt.

    Gott hat uns, dich und mich herausgerufen aus der Finsternis in sein wunderbares Licht. Gott hat uns einen Standortwechsel geschaffen – früher Finsternis – jetzt Licht. Früher Bosheit – jetzt das Verlangen nach IHM und seinem Wort – früher Steinhaufen und jetzt Teil einer wunderschönen mit Leben erfüllten Bruchsteinmauer.

    Schluss

    Jesus hat für uns eine unverbrüchliche Grundlage geschaffen, auf der unser Leben als Christen aufgebaut, begründet ist. Zu dieser Grundlage, zu diesem Fundament sollen wir kommen und unser ganz persönliches Leben als Christen darauf aufbauen, in dem wir uns mit Christus verbünden. Damit werden wir zu lebendigen Steinen, Verbündete mit Christus.

    Und wenn wir bei dem Grundstein, dem Fundament sind, dann werden wir vom IHM eingefügt in sein Bauwerk, seine weltweite Kirche und seiner konkreten Gemeinde hier vor Ort in Lörrach. Er fügt uns mit unserem persönlichen und geistlichen Profil ein in sein Bauwerk und so sind wir Verbündete miteinander.

    Amen.

    - Es gilt das gesprochene Wort! -

    Diese Predigt wurde verfasst von:
    Karl-Heinz Rudishauser
    Obertüllingen 107
    79539 Lörrach-Tüllingen
    07621/9153229
    eMail: karl-heinz.rudishauser(a)t-online.de

    1 Brennpunkt Seelsorge 1/2015

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