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Predigten

Predigt über Epheser 1,3-14

am 18.06.2000
Sonntag Trinitatis

Ort: Saufen/Münstertal


Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.

Liebe Schwestern und Brüder

Einleitung

Nach diesem Sonntag beginnt sie wieder, die Zeit der namenlosen Sonntage. Vorbei die klangvollen Namen wie Exaudi, Septuagesimae oder Quasimodogeniti. Vorbei die inhaltsreichen und bedeutungsvollen Sonntage, und wenn auch für viele nur der Geschenke wegen zu Weihnachten oder Ostern. Jetzt kehrt sie wieder ein die Tristesse der durchnumerierten Sonntage nach Trinitatis. Aber genauso ist es doch auch in unserem Leben als Christen, in unserer Nachfolge. Da kennen wir Zeiten wo das Feuer in uns entbrannte und wir wie Petrus womöglich auch bereit gewesen sind unser Leben für Jesus zu geben. Zeiten, in denen uns Nachfolge wichtig war, wir keine Mühen und Opfer gescheut haben das Evangelium in die Welt zu bringen, Nachfolge zu leben und zu bezeugen. Aber irgendwann ist es ruhiger geworden, das einst lodernde Feuer glimmt noch vor sich hin. Kommt ihnen das bekannt vor? Wenn der guten Saat aus Gottes Wort droht, von den aufwachsenden Dornen und Hecken unseres Alltages und den damit verbundenen Sorgen und Nöten überwuchert zu werden, dann brauchen wir solche Worte wie in unserem heutigen Predigttext. Worte die wie ein gewaltiger Wind in unsere Glut hineinfahren und sie zu neuem Leben entfachen wollen.

- Text lesen: Epheser 1, 3-14 -

In diesen Versen platzt es förmlich aus Paulus heraus. Er kann sich nicht mehr halten muß sagen, schreiben wie er empfindet. "Gepriesen sei Gott" - wann haben sie das zum letzten mal gesagt? Vielleicht hat uns irgendeine brenzlige Situation im Straßenverkehr ein "Gott sei Dank!" entlockt, aber "Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus" - da stoßen sie bei mir auf Fehlanzeige. Ich wüßte nicht, wann ich mich das letzte mal so ausgedrückt habe.

Aber Paulus will uns in diesen Versen, in diesem einen Vers, denn im griechischen Grundtext ist das alles, von Vers 3 bis Vers 14 ein einziger Satz, keine Vorwürfe machen, will uns keine Moral- sondern eine Lobpredigt halten. Er will uns herausreißen aus unserem dahinplätschernden Christsein und hineinnehmen in das Lob Gottes und den Blick öffnen für sein Tun an uns.

"Leute", höre ich Ihn sagen, "was seid ihr so müde, warum laßt ihr euch so runterziehen, bedenkt doch was in eurem Leben geschehen ist:"

1. Gott hat euch in Christus erwählt
2. Gott hat euch in Christus erlöst
3. Gott hat euch in Christus versiegelt mit dem Heilige Geist

1. Gott hat euch erwählt in Christus

Gott hat uns erwählt, in Christus vor Grundlegung der Welt! Eine gewaltige aber auch eine spannende Aussage die Paulus hier macht. Eine Aussage die auch immer wieder für Aufregung gesorgt hat. Für Aufregung deshalb, weil sich kluge Köpfe gefragt haben, wie dieses auserwählt werden zu verstehen ist. Hat Gott quasi vorherbestimmt wer auserwählt ist und wer nicht? Geht es um Vorherbestimmung und wenn ich nicht betroffen bin, dann kann ich machen was ich will, ich werde einfach nicht dazugehören?

Wenn Paulus hier von Erwählung spricht, geht es ihm gewiß nicht ums ausgrenzen, dann trifft er keine Aussage darüber, daß die einen erwählt und die anderen verworfen werden. Paulus will vielmehr unterstreichen und Mut machen, daß Gott diese Welt gewollt uns Menschen gewollt hat. Paulus redet hier die an, die sich zu Jesus halten und macht deutlich, noch bevor ich irgendetwas dazu tun konnte, stand Gottes erwählendes Handeln bereits fest, vor Grundlegung dieser Welt.

Wie können wir uns das vorstellen? Lassen sie mich dazu meine Phantasie etwas spielen: Bevor Gott die Welt erschaffen hat, bevor ER sprach es werde Licht und "Laßt uns Menschen machen" fragte er seinen Sohn "Bist Du bereit, diese Welt zu erlösen?" Und als Jesus sein "Ja" dazu sagte sprach Gott sein "es werde Licht" und ER erschuf den Menschen nach einem Bilde.

Wir sind Gott nicht gleichgültig, waren es noch nie und werden es auch nie sein, wir sind nicht irgendeinem Schicksal überlassen sondern eingebettet in einen göttlichen Heilsplan. Gott hat uns nicht geschaffen, in die Welt gesetzt und uns dann selbst überlassen, so wie man irgendwelche Aufziehmäuse aufdreht und dann einfach rennen läßt. Gott überläßt uns nicht einfach uns selbst und damit ins Verderben rennen. Gott möchte uns, jeden von uns, ans Ziel, an sein gutes Ziel bringen. Er will, daß wir tadellos und heilig vor IHM sind. Damit dies möglich wird, scheut ER keine Mühen, ist ER bereit JEDEN Preis zu bezahlen und hat dies auch bereits getan!

2. Gott hat euch erlöst durch Christus

Gott hat einen Heilsplan entworfen, einen Plan dessen Ziel es ist, die Trennung zwischen uns und Gott aufzuheben und uns hineinzunehmen in die Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott. In Jesus wird uns die ganze Fülle der Gnade Gottes zuteil, ist alles getan damit wir das Ziel, Gemeinschaft mit Gott zu haben, erreichen. Begreifen wir, was dies für uns bedeutet? Können wir ermessen, was Gott uns da zuteil werden läßt?

Was zuvor in Gottes Ratschluß verborgen war wurde im Kommen seines Sohnes geschichtliche Wirklichkeit. Gottes Heilshandeln nahm in der Person Jesu von Nazareth Gestalt an, wurde von Menschen gesehen, berührt und gehört. Gott hat sich uns zugewandt, wird auch für uns greifbar und spürbar. Gott hat sich "geoutet" hat sich uns zu erkennen gegeben und will sich mit uns, mit ihnen und mir "verbünden".

Was in der Krippe von Bethlehem begann wurde am Kreuz von Golgatha vollendet. Gottes Gnade kommt reichlich oder wie es der Psalmist sagt: "Gottes Brünnlein hat Wasser die Fülle." (Ps 65,10) Bei Gott wird nicht gekleckert, da wird geklotzt. Bei Gott wird nicht kleinlich auf- oder abgerechnet und heimgezahlt. Für Gott ist die Rechnung bezahlt, Gott hat sie bezahlt, die Schuld, unsere Sünde ist beglichen, ein für allemal!

Auch wenn Gott alles für uns getan hat, nimmt er uns eines doch nicht ab: sein Angebot der Versöhnung im persönlichen Glauben und Vertrauen anzunehmen. Hier ist jeder von uns gefordert, das kann uns niemand abnehmen, ihnen nicht und mir auch nicht!

Wer sich auf Gottes Angebot und werben einläßt, erfährt ein drittes:

3. Gott hat euch versiegelt mit dem Heiligen Geist in Christus

Sicherheiten zu haben ist immer wieder ein Thema, nicht nur dann, wenn es um einen Kredit bei der Bank geht - Beispiel aus den "JET's": Kann ich den Glauben, wer gibt mir Sicherheit, bei so vielen offenen Fragen die ich habe?. Gerade dann, wenn wir uns selbst nicht mehr so richtig über den Weg trauen, wir eher unseren Zweifeln nachhängen als auf unseren Glauben bauen, kommt es darauf an, daß wir ein Unterpfand in Händen halten, daß wir auf etwas verweisen können, das "Sicherheit" bietet, daß der Rest auch noch kommt. Paulus sagt: Gott hat euch seinen Geist gegeben, ER ist das Unterpfand, die "Vorauszahlung", das Angeld auf das was ich euch verheißen habe und was noch kommen wird. Gott hat seine Verheißung war gemacht, seinen Geist auszugießen (Joel 3,1; Apg 2,17ff) über alles Fleisch.

Und obwohl wir um diese Verheißung als auch um das Ereignis von Pfingsten wissen, drängt sich uns doch immer wieder die Frage auf, wann wir denn diesen Geist empfangen haben sollen, ob ich ihn den selbst empfangen habe und wann. Um dieses Thema haben sich zu allen Zeiten der Kirche die tollsten und teilweise auch die abstrusesten Theorien entwickelt und manche haben sich bis heute gehalten.

Die wenigsten von uns werden ein persönliches Pfingsten erlebt haben wie damals in Jerusalem. Wenn überhaupt werden wohl nur wenige von uns auf Erfahrungen zurückgreifen können wie jene Menschen in der Apostelgeschichte (Kap. 10,44; 19,2) die den Empfang des Heiligen Geistes mit Zeichen und Wundern erfahren haben. Ich sage hier nicht, daß dies nicht auch in unseren Tagen möglich ist und ich selbst möchte an dieser Stelle bezeugen daß ich Menschen kenne, die von solchen oder ähnlichen Erfahrungen glaubwürdig berichten.

Aber weil es im "Regelfall" so ist, nicht nur in unseren Tagen, sondern auch zu Zeiten des Apostels Paulus, daß Zeichen und Wunder die Ausnahme sind und weil Zeichen nicht vor Zweifeln bewahren, halte ich es für wichtig, daß wir uns einen Fixpunkt im Leben setzen, an dem wir, ich persönlich, die Übereignung meines Lebens an Jesus festmachen kann. Zu Zeiten des neuen Testaments war dies normalerweise die Taufe. In unseren Tagen der Säuglingstaufe fallen Taufe und persönliche Übereignung auseinander. Das ist auch nicht das Thema, entscheidend ist, daß ich mich an so eine Übereignung, in welcher Form auch immer sie stattgefunden haben mag, erinnern kann bzw. sie mir von anderen als an mir vollzogen bezeugt wird. Es kommt also nicht darauf an, daß Taufe und persönliche Übereignung zusammenfallen sondern daß beides in meinem Leben stattgefunden hat. Daß aus dem hören des Evangeliums, auch in unseren Gottesdiensten, persönlicher Glaube erwächst.

Dann, wenn diese Übereignung stattgefunden hat, das Heil Gottes persönlich erfahren wurde sagt Paulus, haben wir eine "Anzahlung" auf das zukünftige Erbe erhalten, sind wir mit dem Heilgen Geist versiegelt worden.

Schluß

Triste Tage werden kommen - wer sie noch nicht kennengelernt hat, der wird sie kennenlernen! Die Frage ist auch nicht die, ob wir sie erfahren sondern wie wir mit ihnen umgehen.

Vieles was in diesem Gottesdienst angesprochen wurde ist nicht neu, ist letztlich eine Zusammenfassung dessen, was in den bisherigen Stationen des Kirchenjahres bereits angesprochen und thematisiert wurde. Wir sind immer wieder darauf aus, neue Erfahrungen zu machen, und das ist auch wichtig und richtig um Stillstand zu vermeiden. Aber genauso wichtig es auch, sich immer wieder dessen zu erinnern, was Gott bereits getan hat

* er uns in Christus erwählt
* in Christus erlöst
* und er uns in Christus mit dem Heiligen Geist versiegelt hat.

Daran gilt es festzuhalten, gerade in der Zeit der "namenlosen Sonntage". Amen.

- Es gilt das gesprochene Wort! -

Diese Predigt wurde verfasst von:
Karl-Heinz Rudishauser
Belchenring 20
D-79219 Staufen
07633/500781 oder 0173/6704938
eMail: karl-heinz.rudishauser@t-online.de
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