Home
Predigten
 
 

Predigt über Johannes 17, 1-8

am 07./08.04.2001
Palmsonntag

Ort: Staufen und Münstertal


Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Gemeinde!

Einleitung

Palmsonntag - der Beginn der Karwoche, Spannungsfeld zwischen "Hosianna" und "kreuzige ihn". Auch wir finden uns immer wieder selbst diesem Spannungsfeld ausgesetzt. Auf der einen Seite lesen und hören wir von den Zusagen und Verheißungen Gottes in der Bibel, auf der anderen Seite sehen wir uns mit unserem Alltag und den Situationen und Umständen dort konfrontiert. Und nicht immer gelingt es uns, diese Spannungen aufzulösen und zu entzerren.

Wir haben ganz bestimmte Vorstellungen wer Jesus ist und wie er sich zu verhalten hat. Das hatten auch die Menschen damals beim Einzug in Jerusalem. Sie stellten Jesus in ein ganz bestimmtes Schema.

Aber Jesus sprengt unsere Vorstellungen und ich komme immer wieder an den Punkt, dass Jesus einfach anders ist als ich es mir vorstellen kann; dass es einfach gilt, dass Gottes Gedanken und Vorstellungen andere sind als die meinigen und ich behaupte einmal, auch vielfach anders sind als die ihren.

Doch Jesus will uns nicht im unklaren lassen wer und wie er ist und auch nicht darüber, wie und wer Gott ist. Jesus will uns eine Antwort geben auf die Frage: Wer ist Jesus und kann ich mich auf ihn einlassen, ist Jesus vertrauenswürdig?

- Text lesen: Joh 17, 1 - 8 -

Jetzt ist es so weit - diese Feststellung begegnet und so oder ähnlich wohl oft. Und je nachdem ist sie eine positive oder negative Bedeutung. In beiden Fällen ist klar, jetzt gibt es kein zurück mehr, die Würfel sind gefallen, jetzt kommen die Karten auf den Tisch. So lange dieser Punkt noch nicht erreicht ist, hat man immer noch Möglichkeiten auszuweichen, nach anderen Möglichkeiten Ausschau zu halten oder nach Ausreden zu suchen und uns herauszureden.

Ich denke, gerade im Bezug auf Gott und Jesus neigen wir immer wieder dazu, diesen auszuweichen und uns Alternativen offen zu halten. Wir wollen uns nicht festlegen, Türen offen halten, denn wer ist den dieser Jesus überhaupt, und was will er? Kann ich mich auf ihn und diesen ominösen biblischen Gott überhaupt einlassen, ich kenne ihn doch überhaupt nicht? Und was das eigentlich mit mir zu tun?

Es gibt schon Situationen, in denen diese Zurückhaltung ehrlich und mit einem aufrichtigen suchen verbunden ist. Aber es gibt sie auch, und vielleicht sind das die häufigeren Fälle, in denen diese Zurückhaltung nur vorgeschoben ist.

Jetzt, sagt Jesus, jetzt ist die Stunde gekommen in der mich den Vater im Himmel verherrlichen wird und ich ihn. Eine ebenso spannende wie gewaltige Aussage die Jesus hier macht. Und drei Worte sind es, die mir aus diesen wenigen Versen förmlich entgegenstrahlen und mich in ihren Bann ziehen:

  • verherrlichen
  • ewiges Leben
  • erkennen
  • 1. verherrlichen

    Was heißt eigentlich "verherrlichen"? Dieses Wort durchzieht das gesamte Johannesevangelium wie ein roter Faden, doch was verbirgt sich dahinter? Das Wort im griechischen Grundtext meint, jemandem Geltung verschaffen, jemanden so darstellen wie er ist und all das Gute aufzeigen. Wenn Jesus davon redet, daß er den Vater im Himmel verherrlichen, verklären will, dann geht es ihm darum uns zu zeigen, klar zu machen, wer dieser Vater ist. Er hat es geklärt, ein für alle mal, in seinem Reden und seinem tun. In seinem ganzen Leben bringt Jesus zum Ausdruck, wer und wie dieser Vater ist.

    Jesus hat uns durch seinen Lebens- und Leidensweg gezeigt wie Gott uns wahr- und annimmt. Er hat es uns gezeigt bei jener Ehebrecherin deren Richter und Kläger er auffordert, den ersten Stein zu werfen wer ohne Sünde ist. Und zu der er schließlich sagt, nachdem sie alle ihre Steine haben fallen lassen und fortgegangen sind: "Frau, wo sind deine Verkläger? Hat dich niemand verdammt?" Er hat uns Gottes Gnade gezeigt und uns seine Vergebung gebracht: "So verdamme ich dich auch nicht - gehe hin und sündige nicht mehr!"

    Er hat es uns gezeigt in dem er die Blinden sehend und Tauben hörend gemacht hat. Er hat uns gezeigt und klar gemacht, daß Gottes Ziel unsere Heilung und unsere Befreiung ist von allem, was uns knechtet und gefangen hält.

    Gott ist durch und durch Liebe. Daß er auch die liebt, die seine Feinde sind und die ihn ans Kreuz schlagen: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun!" Selbst in der dunkelsten Stunde geht es Jesus nicht um sich, daß er gut rauskommt sondern es geht ihm um den Vater im Himmel. Damit wir sehen wie ER ist und IHN anbeten, uns IHM anvertrauen. Jesus hat sich ganz in den Willen des Vaters gestellt, und hat sich erniedrigt bis in den Tod, den Tod am Kreuz für uns, für sie und mich!

    In Jesus wird klar, so will uns Gott begegnen, mit dieser Liebe möchte er auch in unser Leben treten und uns ewiges Leben schenken. Bei Gott geht es nicht nach dem Prinzip "Wie du mir so ich dir"; bei Gott gilt "so fern der Morgen ist vom Abend, so läßt er unsere Übertretungen von uns sein".

    In Jesus offenbart sich Gott mit seinem ganzen Wesen. ER hat alles für uns, für sie und mich getan und in IHM hat er alles für uns gegeben. Und in Jesus bindet ER sich ganz an uns und will uns

    2. ewiges Leben

    schenken. Was aber ist "ewiges Leben"? Sieht das so aus wie der Münchner im Himmel, auf einer Wolke sitzend und Halleluja singen? Die Antwort und jede Definition fällt uns schwer und sprengt unseren Horizont und unser Vorstellungsvermögen völlig. Daher möchte auch ich es erst gar nicht versuchen.

    Eins aber ist mir klar: Es wird anders sein und mit nichts zu vergleichen was wir kennen und uns vorstellen. Das hat Jesus einmal in einem Streitgespräch mit den Sadduzäern angedeutet (Mt 22, 28). Und ein zweites wurde mir durch diese Verse erneut bewußt: ewiges Leben ist an Jesus gebunden! Ohne Jesus kein ewiges Leben! Und ewiges Leben ist gebunden an die Erkenntnis Gottes und seines Sohnes und beginnt schon jetzt.

    Darauf möchte ich näher eingehen.

    3. Erkenntnis Gottes

    "Dies aber ist das ewige Leben, daß sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen." (Vers 3). Haben sie sich schon einmal gefragt, was mit "erkennen" im biblischen Sinne gemeint ist?

    Es geht dabei um weit mehr als um ein bloßes intellektuelles verstehen und verstandesmäßiges begreifen. Wenn in der Bibel und ganz besonders bei Jesus von "erkennen" und "Erkenntnis" die Rede ist, dann geht das tiefer, dann geht es um Liebe und Hingabe. Gott und Jesus erkennen heißt, mit ihnen in Beziehung treten, sich einlassen auf diesen Gott und auf den, den er gesandt hat. Sich vertrauend einlassen auf seine Liebe und IHM im eigenen Leben einen Platz einräumen.

    Dieses einlassen geschieht dann, wenn ich den Übergang wage von einem Gott zu meinem Gott. Und dieser Übergang kann schon in unserem jetzigen Leben geschehen. Und so beginnt ewiges Leben schon jetzt, hier in unseren Tagen, dann wenn ich mich auf Jesus einlasse, in Beziehung trete zu ihm.

    Ich möchte dies mit einer Ehe vergleichen. Auch da vollzieht sich der Übergang von einer Frau/Mann zu meiner Frau/Mann. Auch hier geht es darum, daß sich zwei Personen ganz aufeinander einlassen und alles in die Partnerschaft einbringen. Wer eine Ehe eingeht ist sich darüber im klaren, daß es nun keine halben Sachen gibt - oder?

    Jesus hat den ersten Schritt in diese Beziehung mit uns, ihnen und mir getan, er ist auf uns zugekommen und hat seine Liebeserklärung ausgesprochen. Er hat alles getan und gegeben, damit Gemeinschaft mit ihm möglich werden und gelingen kann. die Frage ist nun an uns, was wir einbringen? Wir sind ja gerne bereit all das von Jesus zu nehmen, was er uns anbietet und für uns bereit hält. Aber wie ist es umgekehrt? Bringen auch wir uns ganz ein und mit welcher Haltung tun wir das? Eine Äußerung vor Kurzem hat mich stutzig und letztlich auch betroffen gemacht, als jemand davon gesprochen hat, daß seine Zeit die er in die Beziehung mit Jesus einbringt ein Opfer sei. Er hat mir aufgezählt wieviel Abende für die Gemeinde geopfert werden. Und der Samstag der sei sowieso für die Gartenarbeit reserviert. Und ich habe mich gefragt, wo denn meine "Gartentage" sind, die ich nur für mich habe, die ich Jesus nicht zur Verfügung stelle? Und was würde wohl meine Frau sagen, wenn ich die Zeit, die ich mit ihr verbringe und in unsere Ehe einbringe als Opfer bezeichnen würde? Ist es nicht vielmehr selbstverständlich, diese Zeit in eine Beziehung einzubringen? In einer Ehe sollten wir doch auch ganz füreinander da sein - oder?

    Mit der Erkenntnis Gottes und seines Sohnes werden wir nie fertig werden. Genauso wenig wie wir sagen können, jetzt kann ich Ehe. Ehe dauert ein Leben lang und so auch die Beziehung zu Jesus und das bedeutet auch lebenslanges lernen, üben und erkennen. Aber, und das möchte ich nochmals ausdrücklich festhalten, dieses erkennen beginnt schon jetzt und damit auch das ewige Leben. Es ist nicht etwas das erst nach dem Tod beginnt sondern seinen Anfang dann nimmt, wenn ich mich auf Jesus einlasse (Joh 3,15f; 6,50; 11, 26)!

    Schluß

    Jesus hat seinen Vater verherrlicht, er hat uns gezeigt wer und wie Gott ist. Und indem er uns dies gezeigt, vor Augen geführt hat ist gleichsam die Einladung ausgesprochen, daß wir uns auf diesen Gott einlassen, in Beziehung treten zu ihm.

    Jesus einziehen bei uns, will Wohnung nehmen bei uns, bei ihnen und mir, er hat alles dafür vorbereitet. Öffnen wir ihm die Tür!

    Amen.

    - Es gilt das gesprochene Wort! -

    Diese Predigt wurde verfasst von:
    Karl-Heinz Rudishauser
    Belchenring 20
    D-79219 Staufen
    07633/500781
    eMail: karl-heinz.rudishauser@t-online.de
    nach oben Home Predigten eMail Predigt als PDF zum herunterladen Predigt als Mind Map zum herunterladen Site Meter