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Predigt über Lukas 16, 19-31

am 7.6.2015
1. Sonntag n. Trinitatis

Ort:
Tüllingen


Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Gemeinde!

Einleitung

Damit wir klug werden – so lautet das Motto des diesjährigen evangelischen Kirchentages der heute in Stuttgart zu Ende geht. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann bezeichnete die Kirchentagslosung als sehr politisches Motto. "Wir brauchen Klugheit, um weiterhin gemeinsam an gerechteren Wirtschaftsformen, einem Leben in Frieden und einer Zukunft auch für kommende Generationen arbeiten zu können", sagte er. Am vergangenen Donnerstag gab es mehrere Bibelarbeiten zum Thema „Klug handeln mit dem Mammon“.

Auch in der Bibel wird dieses Thema nicht tabuisiert sondern immer wieder aufgegriffen. Da finden sich genügend Stellen, sowohl im Alten wie Neuen Testament, die sich damit auseinandersetzen und versuchen, Wegweisung und Hilfestellung zu geben. Zum Beispiel in den Versen aus dem 5. Mose die wir als Schriftlesung gehört haben (5.Mos 15,7ff). Oder auch in den Versen des heutigen Predigttextes:

- Text lesen: Lk 16, 19-31 -

Hilfestellung, Wegweisung? - zunächst erschrickt man, wenn man diese Verse und den Ausgang dieser Erzählung liest und hört. Man zuckt irgendwie innerlich zusammen und fühlt sich ertappt. Das kommt wohl daher, dass wir uns in unseren Lebensumständen, wenn auch nicht zwingend im Detail, vermutlich eher mit dem Reichen vergleichen und weniger mit dem Lazarus. Keiner von uns liegt in der Gosse und muss um sein tägliches Brot betteln. Und ertappt fühlen wir uns weil wir alle nach unserem Tod wohl lieber an den Ort kommen wollen, an dem sich Lazarus befindet – oder?

Jesus greift das Thema Reichtum immer wieder auf. So zum Beispiel in der Geschichte von der armen Witwe und dem Reichen (Lk 21,1ff) in der es darum geht, wie groß eine Opfergabe ist und woran sich diese bemisst. Oder bei der Frage, was ist zukunfts- bzw. ewigkeitstauglich wie in jenem Gleichnis vom reichen Kornbauern der seinen Besitz in Scheunen für die Zukunft lagert und der in der Nacht sterben wird. Für seine materielle Zukunft hat er vorgesorgt, aber hat er das auch für die Ewigkeit? Oder in den Mahnungen oder Weherufe an die Reichen, die den 10 Seligpreisungen bei Lukas folgen (Lk 6,24ff). Und es gäbe noch genügend andere anzuführen.

Über dieser Geschichte vom reichen Mann und dem armen Lazarus bin ich ins nachdenken darüber gekommen, was Reichtum bedeutet, warum in der Bibel und gerade im Neuen Testament sehr kritische Töne angeschlagen werden und was daraus zu lernen ist.

1. Reichtum – was ist das?

Reichtum kann und ist sehr vielgestaltig und hat viele sprachliche Wurzeln und Bedeutungen die vielfach synonym gebraucht werden. Sicherlich sind an erster Stelle Geld oder andere materielle Güter gemeint, bei denen wir an Reichtum denken und mit denen wir diesen bemessen. Aber Reichtum kann und hat durchaus auch eine immaterielle Komponente. Wir können reich sein an Fähigkeiten, Gaben, Zeit und anderem. So wird gerade auch geistliche Erkenntnis und eine Gottesbeziehung in der Bibel immer wieder als Schatz bezeichnet, der mich reich macht und nachdem ich sogar streben soll (Mt 6,20). Materieller Reichtum hingegen fällt mir eher zu, ist Segen (Spr 10,22), Antwort auf eine bestandene Prüfung (Hio 42,10) oder gilt als Ertrag meines Fleißes (Spr 12,27). Allerdings kann Reichtum auch das Ergebnis von Raffgier sein (Ps 73,12).

Reichtum bestimmt sich immer an der Verhältnismäßigkeit, damit meine ich, dass sich die Frage ob jemand reich ist meist nur im Vergleich mit anderen beantworten lässt. Zu wem gegenüber bin ich arm oder reich? Im Verhältnis zu einem einfachen Arbeiter wird sich der Abteilungsleiter sicherlich reich oder besitzend wähnen, nicht aber, wenn er sich mit einem Vorstandsvorsitzenden eines großen Konzerns vergleicht. Diese Verhältnismäßigkeit von Reichtum gilt nicht nur im privaten und persönlichen Vergleich, sondern auch im Vergleich einzelner Länder zueinander.

Wenn wir nochmals zu unserer Geschichte zurückkehren und sie uns vor Augen führen, so stellt sich möglicherweise sehr schnell der Eindruck ein, dass der Reiche wegen seines Reichtums an den Pranger gestellt wird bzw. Qualen leiden muss. Aber dem ist nicht so! Denn Reichtum wird in der Bibel nicht grundsätzlich als etwas verwerfliches und von vornherein schlechtes angesehen. Reichtum ist auch kein Maßstab für Frömmigkeit und Armut kein Zeichen für ein besonderes Verschulden vor Gott (Spr 28,6). Aber das biblische Zeugnis ist auch eindeutig, dass Reichtum eine Gefahr darstellt (Spr 30,8.9). Jesus kritisiert nicht den Reichtum an und für sich, sondern das Verhalten des Reichen wofür er sein Geld ausgibt (teures Leinen) bzw. sein Nicht-Verhalten, sein Nicht-Tun! Denn dieser ignoriert den Lazarus der an seiner Tür sitzt, nimmt ihn gar nicht wahr. Und genau hier setzt die Kritik bzw. die Mahnung gegenüber den Reichen und denen, die es werden wollen, an.

2. Die Kritik am Reichtum

Reichtum, Geld, Besitz oder wie immer sie es nennen wollen nimmt Einfluss auf uns und verändert und prägt unser Leben. Es macht das Herz träge und hindert uns an der Nachfolge (Mt 19,23ff: Geschichte vom reichen Jüngling; vor die Wahl gestellt, sein Besitz oder Nachfolge, entscheidet er sich für den Besitz). Und so mahnt Jesus eindringlich und immer wieder, dass wir nicht zwei Herren dienen können, nicht Gott und dem Mammon (Mt 6,24). Denn da, wo unser Schatz ist, das was uns über die Maßen wichtig ist, da wird auch unser Herz sein, daran hängen wir und das wird uns auch prägen.

Die Kritik an Besitz macht sich nicht daran fest, wieviel jemand besitzt, wie reich er ist sondern daran, welchen Einfluss sein Besitz auf das Leben, das Christ sein und die Nachfolge nimmt. Die Freiheit eines Christenmenschen lässt sich auch daran erkennen, wie frei er von seinem Besitz ist. Wenn Jesus zum Verzicht von Reichtum auffordert, dann geht es ihm nicht in erster Linie darum, dass jemand alles hergibt was er hat, sondern er hinterfragt dessen Verhältnis zum Besitz. Wie sehr hängt dein Herz daran und welchen Stellenwert hat der Besitz in deinem Leben. Eine nahezu klassische Geschichte ist hierfür diejenige des Zöllners Zachäus. In der Begegnung mit Jesus verändert sich sein Leben und auch sein Verhältnis zu seinem Besitz. An keiner Stelle jener Erzählung kommt zur Sprache oder wird Zachäus gar aufgefordert, etwas abzugeben. Dies wächst bei ihm von selbst und er verzichtet freiwillig auf die Hälfte seines Vermögens. Oder denken sie im umgekehrten Fall an das Beispiel von der armen Witwe und dem Reichen: hier gibt der Reiche zwar viel, aber sein Herz hängt immer noch zu sehr an seinem Reichtum.

Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass so wie mich Geld, materielle Güter oder Karriere binden können, genauso können mich auch schwierige Lebensumstände, der Mangel an Geld oder gar Schulden binden. Auch sie können mich unfrei machen und meine Verhältnis zu Jesus und meine Nachfolge beeinflussen.

3. Was können wir aus dem lernen?

Aus dem bisher gesagten möchte ich nochmals festhalten: Reichtum ist nicht von vorneherein verwerflich oder abzulehnen. Reichtum ist auch nicht von vorneherein ein Zeichen besonderer Frömmigkeit wie auch Armut nicht als Indiz für Sünde gewertet werden kann. Derjenige, der etwas hat steht in besonderer Verantwortung, wie er mit seinem Besitz umgeht. Diesen Ansatz, den wir in der Bibel, gerade im Alten Testament finden, haben auch die Väter unseres Grundgesetzes übernommen (Art. 14). So bemisst sich die Bewertung von Reichtum zunächst nicht an der Menge sondern an meinem Verhältnis zu diesem und das bedeutet zu klären, welchen Einfluss Reichtum auf mich, meine Person und mein Leben, mein Denken und Handeln nimmt. Die Mahnung aus den heutigen Versen ist diejenige, mich zu überprüfen, ob ich noch den Blick habe für den, der nichts hat, der bedürftig ist und dem ich helfen könnte und so meine Verantwortung für ihn wahrnehme.

Gewiss gibt es genügend Stellen im Alten wie Neuen Testament in denen gefordert wird, seinen Besitz zu teilen. Aber ebenso wird in der Regel dem Besitzenden überlassen wieviel er von seinem Besitz abgibt und wohin. Auch wenn sich in christlichen Kreisen der sogenannte „Zehnte“ eingebürgert hat, würde ich daraus nicht zwingend ein Gesetz machen wollen. Es kann uns aber ebenso als Richtschnur dienen und hilfreich sein, wie der Hinweis des Apostels Paulus, den er den Christen in der Gemeinde in Korinth gibt: „Ein jeder gebe was er vermag“ (1. Kor 16,2). Paulus bringt damit zum Ausdruck, dass der Geber selbst bestimmen und festlegen soll was er geben kann und will, denn nur so werden wir ohne Verdruss gerne und fröhlich geben (s. 2. Kor 9,7).

Letztlich geht es beim Thema Reichtum und Umgang mit meinem Besitz immer wieder darum, meine Einstellung dazu zu überprüfen und zu hinterfragen, Konsequenzen zu ziehen und Verantwortung zu übernehmen. Gerade dann, wenn ich für meine und die Zukunft meiner Kinder Vorsorge treffe, was in der heutigen Zeit durchaus sinnvoll und wichtig ist. Hier gilt: wir sollen das eine durchaus tun – materielle Vorsorge treffen, das andere – was ist meine Hoffnung - jedoch nicht außen vor lassen. Darum geht es in dem bereits erwähnten Gleichnis vom Reichen Kornbauern ebenso wie in der Aufforderung, die Paulus seinem Freund und Mitarbeiter Timotheus gibt: "Den Reichen in dem gegenwärtigen Zeitlauf gebiete, nicht hochmütig zu sein, noch auf die Ungewissheit des Reichtums Hoffnung zu setzen - sondern auf Gott, der uns alles reichlich darreicht zum Genuss.“ (1.Tim 6,17).

Schluss

Nicht die Frage, ob jemand reich ist oder arm steht im Focus sondern vielmehr, was einer, was wir mit unserem Reichtum machen und was der Reichtum mit uns macht oder wie wir mit unserer Bedürftigkeit umgehen. Es kommt also auf die Maßstäbe an, die uns in unserem Umgang mit Reichtum und im ganzen Leben leiten. In diese Frage mündet die Erzählung und dies erkennt der Reiche.

Die Entscheidung und damit auch meine Verantwortung im Umgang mit Besitz wird mir nicht abgenommen, sondern ich bin gefordert, mich dieser zu stellen. Und ob uns und mir das gelingt, hängt wesentIich von meiner Gottesbeziehung ab. In dem Maße, wie ich mich an Jesus binde und mich von seinem Geist durchdringen und prägen lasse, wird sich auch mein Verhältnis zum Geld, Besitz und Reichtum ändern. Wie wir unsere Gottesbeziehung pflegen können das lehren uns die Schriften des Alten und neuen Testaments.

Amen.

- Es gilt das gesprochene Wort! -

Diese Predigt wurde verfasst von:
Karl-Heinz Rudishauser
Obertüllingen 107
79539 Lörrach-Tüllingen
07621/9153229
eMail: karl-heinz.rudishauser(a)t-online.de

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