Predigt über Lukas 18, 31-43
am 18.02.2007 Estomihi |
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Ort: Chrischona Gemeinde Herbrechtingen |
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des
Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.
Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder!
Einleitung
Ich bin ein leidenschaftlicher Bergwanderer und es gibt fasst nichts schöneres für mich, als
eine ausgedehnte Bergtour, mit Vorliebe im Südschwarzwald. Vor einigen Jahren war es
schon fast guter Brauch, einmal im Jahr den Belchen zu besteigen – sicherlich der Berg
mit dem schönsten Gipfel im ganzen Schwarzwald. Aber so eine Wanderung auf den Belchen war immer auch mit viel Mühsal verbunden, da gab es Anstiege die überwunden
werden mussten. Und man war manchmal schon versucht zu fragen: Warum tue ich mir
das eigentlich an? Ich muss doch nicht da hinauf. Ich kann mich doch auch hier auf dieser
schönen Bergwiese ins Gras legen, mich von der Sonne bescheinen lassen und den Duft
des frischen Grases einzuatmen, dem Summen der Bienen und dem Zwitschern der Vögel
lauschen und es mir einfach gut gehen lassen.
In solchen Momenten galt es dann, das Ziel wieder fest ins Auge zu fassen, den berühmt
– berüchtigten Hund zu überwinden, den Rucksack wieder zu schultern und sich vor dem
„inneren Auge“ den Gipfel vorzustellen und den Ausblick auszumalen, der einem auf dem
Gipfel erwartet und den Weg fortzusetzen.
Schwierig wurde es dies meist dann, wenn jemand mit dabei war, der noch nie auf dem
Gipfel war, dann musste man echte Motivationsarbeit leisten. Unser heutiger Predigttext
erzählt auch davon, dass eine Gruppe Menschen unterwegs ist und einer von ihnen versucht, seine Weggenossen davon in Kenntnis zu setzen, was sie am Ende ihres Weges
erwarten wird.
- Text lesen: Lk 18, 31 - 43 -
„Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.“ (Lk 18,31). So beginnt die
Perikope für diesen Sonntag, die aus zwei Abschnitten besteht. Mit dieser Aussage beginnt Jesus seine Rede an seine Jünger, in der er ihnen das Ziel wieder vor Augen stellt,
zu dem hin sie unterwegs sind. Der größte Teil des Weges ist gemacht, fast schon ist er
mit seinen Jüngern am Ziel und vieles hat sich in dieser Zeit auf ihrem Weg ereignet. Viele
Gespräche wurden geführt, manch Wunder haben sie erlebt, und nun, da es nicht mehr
weit ist, nimmt Jesus das Ziel noch einmal fest ins Visier, rückt es sich und denen, die ihn
begleiten, seine Jüngern, noch einmal vor Augen. Man gewinnt den Eindruck, als wolle
Jesus alle Unklarheiten darüber beseitigen, warum er unterwegs ist und was ihn in Jerusalem erwarten wird.
Nach all dem was die Jünger bisher mit Jesus erlebt hatten überrascht die Aussage, „...
sie verstanden nichts von diesen Worten“. Und während wir noch über das Unverständnis
der Jünger rätseln, uns möglicherweise über sie wundern kommt es unerwartet zu einer
folgenschweren Begegnung Jesu mit einem blinden Bettler. Was wir bei diesem blinden
Mann erleben scheint im krassen Gegensatz zu den Jüngern zu stehen und lässt sie in
einem denkbar schlechten Licht erscheinen. Hier die unverständigen Jünger, dort der vor
Glauben strotzende Bettler.
Drei Aspekte ergeben sich für mich aus diesen beiden Berichten:
1. Das Unverständnis der Jünger – mein Trost;
2. Der Glaube des blinden Bettlers – meine Herausforderung;
3. Nicht stehen bleiben – was ich von beiden lerne.
1. Das Unverständnis der Jünger – mein Trost
Wenn ich diesen Bericht auf mich wirken lasse frage ich mich: „Können uns die Jünger
Vorbild sein?“ Ist es ratsam, sich an ihrem Verhalten zu orientieren oder dienen sie nicht
vielmehr als abschreckendes Beispiel? Am Ende ihres gemeinsamen Weges mit Jesus
steht wieder einmal dieses „und sie verstanden nichts“ (vgl. auch Lk 9,45; Joh 12,16). Wozu waren sie denn all die Jahre mit Jesus unterwegs, haben ihm zugehört und gesehen,
was er getan hat. War alles umsonst? Was würden wir mit so jemandem machen, bei dem
wir den Eindruck haben, da ist Hopfen und Malz verloren, das wird wohl nichts mehr, das
verstehen die nie? Sind das wirklich die Männer, von denen Jesus sagt, dass sie Salz und
Licht dieser Welt sind (Mt 5,13)? Sind das wirklich diejenigen denen er zutraut, das Evangelium zu allen Völkern zu bringen?
Ja das sind sie und ob wir es an dieser Stelle für wahr halten mögen oder nicht: sie haben
das wirklich geschafft! Von diesen Männern nahm das Evangelium seinen Weg in die
Welt, durch eine wechselvolle Geschichte bis in unsere Tage, zu Menschen auf Erdteilen,
die damals noch gar nicht bekannt waren.
Gerade in ihrem Unvermögen, in ihrer Unzulänglichkeit werden mir diese Männer zum
Vorbild. Warum? - Weil Jesus an ihnen seinen eigenen Sendungsauftrag verwirklicht:
„Nicht die Starken brauchen einen Arzt, sondern die Kranken.“ (Mt 9,12), nicht die Perfekten, die meinen alles schon zu können und zu wissen. Und erinnern wir uns nochmals
daran, was das für Menschen waren: Fischer, Handwerker, und Zöllner, die gewiss nicht
weniger intelligent waren als wir es sind und auch nicht schwerer von Begriff waren als
Menschen in unseren Tagen. Menschen eben wie du und ich, herausgerufen aus ihrem
ganz normalen Alltag. Nicht die Elite der damaligen Gesellschaft, solche, auf die man blicken konnte und die laufend in irgendwelchen Talkshows zu sehen waren. Aber eben da-
durch kommen sie mir so nahe und ich frage mich, ob ich Jesus verstanden hätte, wenn
ich an ihrer Stelle gewesen wäre?
Jesus erwartet von ihnen keine Heldentaten, erwartet nicht, dass sie zu geistlichen Supermännern mutieren. Das einzige was er von ihnen will ist, dass sie ihm nachfolgen.
Dass sie bei ihm sind, ihm zuhören und miterleben, was er sagt und macht. Jesus weiß,
es kommt nicht auf sie an, auf ihre Leistungsfähigkeit, sondern dass sie bei ihm sind (Joh
15,5). Dass er an ihnen wirken kann. Da wird für mich erkennbar, mit welchem Weitblick
Jesus die Dinge und vor allem die Menschen sieht. Da erlebe ich nichts von der Kleinkariertheit, die ich so oft bei mir entdecke und die so vieles blockiert. Jesus weiß, wen er in
seine Jüngerschar berufen hat und noch heute beruft. Er weiß was aus Frauen und Männern werden kann, die sich ihm anschließen und sich ihm anvertrauen, die Reben am
Weinstock werden: von solchen Menschen, heißt es, werden Ströme lebendigen Wassers
fließen (Joh 7,38). Und dass die Jünger nichts von der Rede Jesu verstanden hatten heißt
ja nicht automatisch, dass sie nicht an ihn geglaubt haben. Wer kann von sich schon behaupten immer und alles zu verstehen was Gott getan hat und tut?
Was Jesus ihnen da unterwegs, auf ihrem Weg nach Jerusalem anvertraut hat, das
sprengte einfach ihre Vorstellung und vielleicht wollten sie es auch nicht wahrhaben. Es
passte nicht in ihre Vorstellung und ihre Erwartung, und unsere Erwartungen sind ein entscheidender Filter für unsere Wahrnehmung. Und dieses nicht verstehen zog sich ja durch
bis zu Kreuzigung und Tod. Erst als er sich ihnen als der Auferstandenen offenbarte und
ihnen das Verständnis der Schrift öffnete, dämmerte es ihnen allmählich.
Jesus tadelt sie nicht wegen ihres Unverständnisses und dringt auch nicht weiter auf sie
ein. Er weiß, es wird der Zeitpunkt kommen, da werden auch sie verstehen. Mir ist das ein
Trost, denn auch ich muss nicht alles verstehen, auch ich darf Mut zur Lücke haben. Denn
im Glauben, in den Angelegenheiten Gottes geht es weniger darum, was ich verstehe,
sondern was mir Gott offenbart und verständlich macht. Geistliche Dinge müssen geistlich
verstanden werden, und das ist nun mal keine Sache des Verstandes sondern des Heiligen Geistes, das galt für die Jünger damals und gilt auch für uns heute.
„... sie begriffen das Gesagte nicht.“ So endet das Gespräch Jesu mit seinen Jüngern. Aber trotzdem gehen sie mit Jesus weiter, lassen sich von ihrem Unverständnis nicht aufhalten. Sie setzen ihren Weg mit ihm nach Jerusalem fort und kommen nach Jericho.
Während wir gedanklich noch diesem Gespräch nachhängen, taucht fast unvermittelt dieser blinde Mann auf. Bei Markus hat er sogar einen Namen: Bartimäus. Der sitzt an Straßenrand und hofft, dass er an diesem Tag genug zusammenbetteln kann, damit er auch
diesen Tag überleben wird. Viel mehr erwartet er nicht, was soll auch noch in seinem Leben geschehen. Er möchte in Ruhe gelassen werden und sein erbärmliches Dasein fristen.
2. Der Glaube des Blinden – meine Herausforderung
Aber plötzlich kommt völlig unerwartet Bewegung in sein Leben. Bartimäus bekommt mit,
dass sich da vor ihm auf der Straße etwas ereignet. Da kommt eine Gruppe Menschen
vorbei und das was er in Erfahrung bringt, lässt ihn aufhorchen: es soll Jesus sein, der da
mit seinen Jüngern in die Stadt kommt. Jesus aus Nazareth, von dem er schon so viel gehört hat. Und dieser Jesus ist jetzt da und Bartimäus erkennt, dass dies die Chance seines
Lebens ist, jetzt oder nie! „Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ Immer wieder
schreit er es heraus, vielleicht anfänglich etwas zögernd, dann aber immer lauter und vehementer! „Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ Das war nicht nur ein Aufschrei,
das war auch ein Bekenntnis!
Der blinde Bartimäus „sieht“ in dem vorübergehenden Jesus nicht nur einen beliebigen
Wunderheiler, sondern er erkennt in ihm den Messias, den Retter nicht nur Israels sondern der ganzen Welt. Wenn Jesus der Messias ist, dann gelten für ihn die alttestamentlichen Verheißungen aus den Propheten, die dem Bartimäus sicherlich bekannt waren: „An
jenem Tag werden die Tauben die Worte des Buches hören, und aus Dunkel und Finsternis hervor werden die Augen der Blinden sehen.“ (Jes 28,19) oder aus Jes 35,5: „Dann
werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet.“ oder
schließlich Jes 42,7: „Siehe, mein Knecht, den ich halte, mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat: Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er wird das Recht zu den
Nationen hinausbringen ... Und ich behüte dich und mache dich zum Bund des Volkes,
zum Licht der Nationen, blinde Augen aufzutun, um Gefangene aus dem Kerker herauszuführen.“
Die Umstehenden versuchen ihn zu beschwichtigen, zum Schweigen zu bringen, aus
Angst die Aufmerksamkeit der römischen Besatzung zu erwecken und dadurch Scherereien zu bekommen oder weil sie es für ungebührend hielten wie sich der Bettler verhielt,
aber es nützt nichts, Bartimäus lässt sich nicht zum Schweigen bringen. Denn er weiß:
jetzt oder nie mehr, wenn sich in meinem Leben nochmals etwas ändern soll und kann,
dann muss es jetzt geschehen. Wenn ich jemals wieder sehen will, dann muss ich jetzt die
Gelegenheit ergreifen, eine zweite Chance werde ich nicht mehr bekommen. „Jesus, Sohn
Davids, erbarme dich meiner!“ Und Jesus wendet sich Bartimäus zu, ruft ihn zu sich. Und
als er vor ihm steht fragt er ihn: „Was willst du, dass ich dir tun soll?“ Was für eine Frage,
ist doch wohl klar was Bartimäus will. Das wusste sicherlich auch Jesus, aber er will es
von ihm hören, er soll klar aussprechen, was er von Jesus will.
Jesus fragt ganz konkret und er erwartet auch eine konkrete Antwort, und die erhält er
auch von dem blinden Mann: „Herr, dass ich wieder sehend werde.“ Ganz klar nennt er
sein Anliegen. Bartimäus verliert sich nicht in unverbindlichen Aussagen wie „Herr, dass
alles wieder gut wird.“ oder „Herr, hilf mir, dass es mir wieder besser geht.“ Mich fordert
dieses Verhalten heraus. Denn im Gegensatz zu ihm bin ich oft in meiner Bitte nicht so
konkret. Da scheue ich mich, die Dinge beim Namen zu nennen, konkret auszusprechen
was mir auf dem Herzen liegt. Gewiss, Jesus steht nicht leibhaftig vor mir und spricht mich
an, und dennoch gilt doch auch mir, gilt auch uns seine Verheißung: „Alles um was ihr
auch betet und bittet, glaubt, dass ihr es empfangen habt, und es wird euch werden.“ (Mk
11,24). Alles sagt Jesus und in keinem Wort wird dieses alles eingeschränkt oder darauf
reduziert, dass es nicht konkret werden dürfte.
Was also hindert mich, konkret zu werden? Habe ich Angst davor, enttäuscht zu werden,
nicht das zu bekommne, worum ich bitte und bleibe ich deswegen im Nebulösen? Aber
welch Gottesbild verbirgt sich hinter einem solchen Verhalten? Sicherlich, auch ich weiß
aus eigener oder erzählter Erfahrung von inständigen Gebeten, die scheinbar nicht erhört
wurden, wo Gott nicht das gegeben hat, worum gebeten wurde. Das ist so und für jeden
Betroffenen ist so eine Situation bitter, schwierig und wirft Fragen auf. Aber das bedeutet
doch nicht gleichzeitig, dass Gott schweigt und nichts tut und dass wir daraus den Schluss
ziehen können, nicht mehr konkret zu bitten. Das lerne ich vom blinden Mann vor den Toren Jerichos: „Herr, dass ich wieder sehen werde.“
3. Nicht stehen bleiben – was ich von Beiden lerne
In der ersten Betrachtung dieser beiden Berichte war ich zunächst versucht, die Jünger
und den Blinden einander gegenüberzustellen, die einen gegen den anderen aufzuwiegen.
Und dabei schneiden die Jünger meist deutlich schlechter ab als jener Blinde. Da die Jünger, die nichts verstanden haben und dort der blinde Bartimäus, der sich voll Vertrauen
Jesus zuwendet und eine gravierende Änderung in seinem Leben erfährt. Aber ist das
wirklich richtig, kann ich das so machen ohne ihnen, sowohl den Jüngern als auch dem
Blinden ungerecht zu werden?
Im nachdenken darüber habe ich gemerkt, in einem sind sich beide gleich und das möchte
ich von beiden lernen: sie bleiben an Jesus dran und setzen ihren Weg mit Jesus fort.
Obwohl sie aus Jesus oft nicht schlau wurden, weder ihn noch seinen Gleichnisse verstanden blieben die Jünger bei ihm, warfen ihren Pilgerstab nicht in den Wüstensand und
kehrten wieder zu ihren Booten und Netzen zurück. Obwohl keiner von ihnen eine so radikale Erfahrung gemacht hatte wie Bartimäus spürten sie doch, Jesus ist irgendwie anders.
Auf ihre eigene Art waren sie von ihm ergriffen und hatten deswegen auch alles zu verlassen, hatten ihre bisherige Existenz aufgegeben (vgl. 18,28f) und waren ihm nachgefolgt.
Es blitzt immer wieder auf dass auch sie durchaus verstanden hatten, dass Jesus der
Messias, der neue König der Juden, war. Aber anders als Bartimäus wollten sie nicht,
dass er etwas in ihrem Leben verändert, sondern dass er sie und das ganze Volk aus der
Knechtschaft herausführt und sein Königreich aufrichtet. Petrus brachte dies zu Beginn
ihres Weges nach Jerusalems durchaus schon auf den Punkt: „Du bist der Christus Gottes!“ Das heißt, du bist der Eine, der Heilige Gottes, der, an dem alles hängt, der, der von
Gott auserwählt, beauftragt und gesandt ist. Irgendwie hatten sie das verstanden und
machten sich ihre Vorstellung davon, wie was wohl werden könnte und sein wird, wenn sie
nach Jerusalem kommen. Und inzwischen kommt ihnen ihr Pilgerzug mit all dem was sie
bisher erlebt hatten, schon vor wie ein Triumphzug. Und da passte das jetzt überhaupt
nicht hinein was Jesus ihnen da erzählte. Ein König der leidet, der verspottet und verschmäht und schließlich getötet werden wird. Nein, das konnten sie jetzt wirklich nicht verstehen. Und ich frage mich selbstkritisch: habe ich das Kreuz verstanden? Habe ich, ha-
ben wir wirklich durchdrungen und erfasst was Jesus für uns getan hat? Und welche Konsequenzen habe ich, aus dem was ich verstanden habe, für mich gezogen?
Und dann kommt mir dieser blinde Mann in den Sinn, der vor der Begegnung mit Jesus
nichts hatte, im Straßengraben sitzen und betteln musste. Und jetzt hatte er alles was er
wollte, er hatte sein Ziel erreicht, er konnte wieder sehen und ein normales Leben führen
und hatte bis ans Ende seiner Tage etwas zu erzählen. Er hatte die Erfahrung gemacht,
wie konkret Jesus in das Leben eines Menschen hinein wirken und eingreifen konnte. Da
bleibt Glaube nicht in der Theorie stecken. Bartimäus macht die Erfahrung, dass Jesus
ganz konkret wirkt und hilft, er sich seiner angenommen hat und sein Leben wieder heil
macht. Die Begegnung mit Jesus bleibt an ihm aber aus einem anderen Grund nicht
spurlos: er macht sich auf und reiht sich ein in die Schar derer, die Jesus nachfolgen. Körperlich ist er geheilt, aber was bedeutet es, gerettet zu werden? Er ahnt, da gibt es noch
mehr, entscheidenderes als dass ich wieder sehen kann. Dieser Sohn Davids kann ihm
nicht nur sein Augenlicht wieder geben sondern er kann sein ganzes Leben und seine Beziehung zu Gott wieder in Ordnung bringen. So bleibt er nicht in Jericho und erfreut sich
seines neuen Lebens sondern macht sich auf und folgt Jesus nach.
Schluss
Ich kehre wieder an den Anfang dieser Predigt zurück. Ich bin froh, dass Jesus sein Ziel
fest im Blick gehabt hat und sich nicht abhalten ließ, bis ans Ende zu gehen. Ich bin froh,
dass er all das auf sich genommen hat was über ihn verheißen war, nicht als Schicksal
sondern im Gehorsam gegenüber seinem Vater und im Wissen, damit die Erlösung für uns
zu schaffen. Ich bin dankbar, dass er nicht wieder vom Kreuz herabgestiegen ist als er
verspottet wurde (vgl. Lk 23,37; Mt 27,40) und uns unserem Schicksal überlassen hat.
Der Bericht von den Jüngern tröstet mich, weil ich darin erkenne, dass auch ich nicht immer und alles verstehen muss und dass mich Jesus nicht wegschickt, nur weil ich nicht
den vollen Durchblick habe. Sie sind mir Vorbild, weil sie nicht resigniert und aufgegeben
haben nur weil es nicht so lief wie sie sich das möglicherweise vorgestellt hatten. Sie sind
dran geblieben und sind weiter ihren Weg mit Jesus gegangen.
Und schließlich staune ich über den Glauben des blinden Bartimäus, der mich auch in
Frage stellt und mich gleichzeitig herausfordert. Es kann sich nur etwas ändern, wenn ich
zu Jesus komme, wenn ich mich ihm ganz anvertraue und ihm konkret sage, was mich
umtreibt. Ich kann meinen Weg mit Jesus gehen, mit meinem Glauben und meinem Unverständnis weil Jesus diesen Weg mit mir geht.
Amen.
- Es gilt das gesprochene Wort! -
Diese Predigt wurde verfasst von:
Karl-Heinz Rudishauser
Altenheimstraße 23
89522 Heidenheim/Brenz
07321/910915
eMail: karl-heinz.rudishauser@t-online.de
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