Predigtskizze über Markus 1,40-45
am 05.09.1999 14. Sonntag nach Trinitatis |
|
Ort: Neuenburg |
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die
Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.
Liebe Schwestern und Brüder
Einleitung
Unser heutiger Predigttext berührt einen nach meiner Ansicht nach sehr sensi-
blen Bereich unseres Lebens und unserer Erfahrungswelt. Bei dem Thema
Krankheit und gesund werden schlagen die Wellen der Emotionen höher. Zu-
mindest bei denjenigen, die davon direkt oder indirekt betroffen sind. Je nach
Efarhungslage und persönlicher Typenlage, wird bei diesem Thema an den
Grundfesten unseres Glaubens gerüttelt.
Ich bin mir dessen bewußt, daß in diesem Gottesdienst, in dieser Predigt die-
ses heiße Eisen nicht vollständig und umfänglich geschiedet und Form ge-
bracht werden kann. Anhand einer Geschichte soll es darum gehen, exempla-
risch einige Standpunkte zu markieren.
- Text lesen: Markus 1, 40-45 -
In diesen Versen wird uns eine von vielen Heilungungen
1. Sich aufmachen zu Jesus
2. Wollen was Jesus will
3. annehmen was Jesus will
1. Sich aufmachen zu Jesus
”Und es kommt ein Aussätziger zu ihm ...” Mit diesen lapidaren Worten beginnt
unsere Erzählung von der Heilung eines Aussätzigen. Daß es bei weitem nicht
so lapidar war erkennen wir dann, wenn wir uns den Hintergrund betrachten, in
der ein Aussätziger in der damaligen Zeit lebte.
Mit Aussatz wird eine Vielzahl von Hautkrankheiten zusammengefaßt. Nor-
malerweise denken wir hier an Lepra. Die Aussätzigen mußten getrennt von
ihren Mitmenschen leben in regelrechten Kolonien leben. Diese Absonderung
war nicht nur räumlicher Natur, sondern hatte Auswirkungen auf viele andere
Lebensbereiche, wenn nicht sogar auf das ganze Leben dieser Menschen. Mit
dieser Krankheit nahm einem Menschen nicht nur die Gesundheit, sondern
auch alles andere, was das Leben reicht macht. Die Familie geht verloren, die
Freunde, der Beruf, Hobbies und anderes mehr. Einem Aussätzigen war e ver-
boten, mit Gesunden in Kontakt zu kommen. Wenn sie in die Nähe kamen,
mußten sie ich mit dem Ruf ”unrein, unrein” als Aussätzige zu erkennen geben.
Nicht zu vergessen die psychischen Folgen einer solchen Ausgrenzung.
Ein solcher Mann nun, der vielleicht schon Wochen, Monate oder gar Jahre in
der Isolation eines Aussätzigen gelebt hat, macht ich auf den Weg zu Jesus. Er
wird sich diesen Schritt reiflich überlegt haben, die für und wider abgewägt ha-
ben. Kann mir dieser Mann aus Nazareth helfen? Ist es ihm möglich mir die
Gesundheit wiederzugeben und mich damit in das Leben zurückzuführen. Er
hat sich nun entschlossen zu Jesus zu gehen und ihn um Hilfe zu bitten. Was
mag ihm da alles durch den Kopf gegangen sein? Wird es etwas bringen oder
soll ich es doch nicht lieber bleiben lassen? Kann, wird, will Gott in mein Leben
eingreifen und was wenn nicht?
So oder ähnlich könnte ich mir vorstellen, was diesem Mann auf seinem Fuß-
marsch zu Jesus durch den Kopf gegangen ist. Aber er ist trotz aller Zweifel
bei seinem Entschluß geblieben. er ist aufgebrochen zu Jesus. Er hat sich das
als Ziel vorgenommen zu Jesus zu gehen und einen, vielleicht letzten Versuch
zu unternehmen, ins Leben zurückzukehren.
2. Wollen was Jesus will
Als unser Aussätziger bei Jesus angekommen ist wendet er sich mit seinem
Anliegen an Jesus: ”Wenn du willst ...”. Ohne Anrede, ohne großen Einlei-
tungsworte, direkt trägt er Jesus sein Anliegen vor. Unverblümt kommt er zur
Sache. Was mag in diesen Worten, in diesem Satz als mitgeschwungen ha-
ben: die Erschöpfung eines langen Weges, die Angst und Sorge, ob der Weg
nicht doch vergebens war, die Hoffnung endlich bei dem Mann angekommen
zu sein, der gewiß Hilfe bringen kann.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß dieser Mann diesen Satz nur floskelhaft ge-
braucht hat. Er wußte noch nichts von einem Vater unser oder Stellen aus dem
Evangelium, wo wir aufgefordert werden, im Namen Jesus zu bitten und zu er-
warten, daß unser Gebet erhört wird. Hier war jemand, der sich unter die All-
macht des Sohnes Gottes gestellt hat.
Vielleicht tun wir uns damit etwas schwerer, uns einfach so in die Hände eines
anderen, uns mehr oder wenig fremden Menschen zu stellen. Wir wollen unse-
re Geschicke, und je grundsätzlicher um so lieber, in eigenen Händen halten.
Hinzu kommt daß unser wollen bestimmt ist von unserem menschlichen Wahr-
nehmungshorizont. Damit meine ich, daß das, was wir wollen, für das beste
halten, eingebunden sind in die Dimensionen von Raum und Zeit. Aber wir
können nicht in das morgen schauen, wissen nicht, was unser wünschen und
wollen heute für Auswirkungen im morgen hat. Und obwohl dies so ist, wir
letztlich keine Entscheidung treffen können in der wir vollumfänglich die Zu-
kunft mit einplanen können, lassen wir das Ruder nicht los!
Vielleicht müssen wir erst an den Punkt kommen wo uns klar, vielleicht
schmerzlich und leidvoll klar wird, daß wir letztlich nichts bewegen und ent-
scheiden können. An den Punkt kommen, wie dieser aussätzige Mann. Was
hatte er noch zu verlieren? Er konnte nur gewinnen ! Und dennoch zeichnet
ihn aus, daß er sich, sein wollen und wünschen vollkommen in die Hände eines
anderen Menschen gab.
Wollen was Jesus will heißt in letzter Konsequenz auch, das aus unserer Sicht
(vermeintlich) negative anzunehmen. Wichtig dabei ist, daß wir uns immer
wieder auf unsere Beweggründe hin überprüfen: falsch wäre ein bloßer Fata-
lismus.
--> etwas darauf eingehen wie es mir möglich ist zu erkennen, was Gott will;
wie kann ich das herausfinden?
3. Annehmen was Jesus will
Jetzt kann man sich natürlich fragen, wozu dieser dritte Aspekt? Ist mit dem
zweiten Punkt nicht bereits alles gesagt und eingeschlossen?
Lassen sie mich auch hier nochmals auf die Geschichte im Garten Gethsema-
ne zurückkommen. Das Erkennen und ringen um das, was Gottes Wille ist, ist
eine Sache. Wie aufrichtig wir dies dann auch für uns wollen zeigt sich dann,
wenn es darum geht, dies dann auch anzunehmen! Wie stelle ich mich zu dem,
was Gott mir gibt und wie gehe ich damit um? Im Annehmen geht es darum,
das dann auch zu leben und umzusetzen. Solange es sich um angenehme
Dinge handelt ist das sicherlich recht unproblematisch, solange es sich in un-
sere eigenen Pläne und Vorstellungen integrieren läßt. Ganz anders sieht es
natürlich aus, wenn es hier zu Konflikten kommt, ich meine eigenen Positionen
aufgeben muß.
Ich kann mir vorstellen, daß es Dinge und Bereiche gibt, wo uns das trotz allem
Schweren sehr gut gelingt, aber es gibt sicherlich auch Bereiche, wo uns das
sehr schwer fällt. Da ist es dann ganz entscheidend, wie wir den zweiten Punkt
“durchgearbeitet” haben, wie ich dazu gekommen bin Gottes wollen zu erken-
nen. Wenn ich mich da ein gutes Fundament gelegt habe, wird es mir immer
wieder, und auf jeden Fall leichter möglich sein, diesen Standpunkt wieder zu
beziehen und mir anzueignen.
Annehmen heißt somit, das eigene wollen und wünschen hinten an zu stellen,
eigene Ziele zurückzustellen und das zum Ziel machen, was Gott mir gibt.
Schluß
Unser Aussätziger aus der Geschichte wird uns da zum Beispiel.
Amen.
- Es gilt das gesprochene Wort! -
Diese Predigt wurde verfasst von:
Karl-Heinz Rudishauser
Finkenweg 5
D-86574 Petersdorf-Alsmoos
08237/951727
eMail: karl-heinz.rudishauser@t-online.de
|