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Predigt über Matthäus 22, 1-12

am 25.6.2017
2. Sonntag n. Trinitatis

Ort:
Seefelden


Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Gemeinde!

Einleitung

Einladungen haben immer etwas sehr spezielles und besonderes, sowohl als Eingeladener als auch als Einladender. Wann haben sie das letzte Mal zu etwas, meist ist ja eine Feier, eingeladen? Und – wie ist es ihnen dabei ergangen? Da überlegt man doch, wenn will ich einladen und wer sollte unbedingt dabei sein. Wer soll nur zum Stehempfang kommen und wer soll beim Festessen dabei sein? Zu Hause üben wir das gerade mit unseren beiden jüngsten Töchtern, die zu ihrer Taufe einladen. Da wird überlegt wen man dabei haben möchte und mit den wichtigsten wird im Vorfeld schon ein geeigneter Termin gesucht.

Und dann treffen die ersten Rückmeldungen auf die Einladungen ein: Zusagen „Wir haben uns sehr über eure Einladung gefreut und wir kommen gern!“ aber auch Absagen „Tut uns sehr leid, aber wir können leider nicht kommen weil ...“ Und je nach dem, von wem die Absage kommt, ist die Enttäuschung mal größer oder auch eher zu verkraften, dann greift der Trost leichter. Bis dann letztlich alle rückgemeldet haben ist es eine spannende Sache. Und die Spannung wächst natürlich je näher das Ereignis heranrückt, zu dem eingeladen wird.

In den Versen des heutigen Predigttextes vergleicht Jesus das Reich Gottes mit einem König, der seinem Sohn ein Hochzeitsfest bereitet und dazu eingeladen hat. Der König ist Gott, der Sohn der kommende Messias und das Hochzeitsfest steht für die Errichtung der kommenden Gottesherrschaft. Mit dem gemeinsamen Festmahl wird die Gottesherrschaft sozusagen „ratifiziert“.1 Aber bevor ich ihnen die Verse vorlese möchte ich sie fragen, ob sie sich an diese Geschichte in der Bibel erinnern? Wissen sie auch noch, wo diese aufgeschrieben ist? Oder gibt es vielleicht sogar mehrere? Der heutige Predigttext wir sowohl im Lukas- als auch im Matthäusevangelium berichtet. Allerdings mit nicht unerheblichen Unterschieden.

- Text lesen: Mt 22, 1 - 14 -

Wie ist es ihnen beim Hören ergangen? - Denken, spüren sie dem eben gehörten nochmal einmal nach. Welche Bilder entstehen in ihnen? - Nach dem ersten Lesen dieses Gleichnisses musste ich zunächst erst einmal durchatmen. Hatte ich das nicht ganz anders in Erinnerung? Das kommt wohl daher, dass wir meist in unseren Köpfen das Gleichnis im Erinnerung haben, wie es uns bei Lukas dieses Gleichnis berichtet wird. Der Lukasbericht ist viel eingängiger und erweckt keinerlei Anstöße. Aber hier bei Matthäus?

Was Matthäus berichtet, das passt nicht in meine Vorstellung vom Himmelreich, wenn ich vom töten höre, und schon gar nicht vom töten im Auftrag Gottes. Da tue ich mich schwer Worte und Verständnis zu finden. Da bleibt mir allein es wahrzunehmen und auszuhalten! Auszuhalten, dass mir hier der mich liebende Gott in der Gestalt des Königs so ganz anders begegnet – eben überhaupt nicht lieb, zugewandt und voller Gnade und Barmherzigkeit. Eher unbarmherzig, hart und kalt, schroff und fremd. Da komme ich in eine Spannung die ich aber nicht lösen kann sondern die ich aushalten muss indem ich mich dem Gleichnis nähere. Bin ich bereit, diesen Gott, der mir hier fremd und unerkannt erscheint auszuhalten, die Spannung auszuhalten in die er mich stellt und nicht an IHM und seiner Güte und Barmherzigkeit zu zweifeln? Ich begegne einem Gott, der mich immer wieder überrascht und in dieser Überraschung letztlich herausfordert und mir bewusst macht, dass ich nie fertig werde, ihn kennen zu lernen und zu erkennen.

Eine Begegnung in zwei Schritten:

1. Ein Fest wird gefeiert – aber die Eingeladenen kommen nicht.

Die Einladung für das königliche Fest – wohlgemerkt, da geht es nicht um eine x-beliebige Grillparty oder um einen Sommerhock irgendwo im Grünen sondern der König höchstpersönlich lädt zur Hochzeit seines Sohnes ein - die Einladung ist lange schon ausgesprochen.2 Nun erfahren wir, dass der König Boten aussendet, um die geladenen Gäste zu rufen, denn es ist alles bereit. Der Ochse ist geschlachtet und brät über dem Grill, die Deko ist drapiert, alles ist fertig vorbereitet. Aber bei den Eingeladenen war nichts mit save-the-date. Scheinbar hat sich keiner von ihnen den Termin gemerkt oder im Terminplaner eingetragen und sich so den Tag freigehalten.

Noch zweimal schickt der König seine Knechte aus und lädt erneut ein, er lässt nicht locker und gibt so Gelegenheit doch noch zu kommen. Gott ist der Aktive, er handelt, denn ihm ist wichtig, dass die von ihm Eingeladenen beim Fest dabei sind. Gewiss bedeutet einladen, das es dem Eingeladenen freigestellt ist zu kommen, aber in aller Regel schlägt man eine Einladung nicht grundlos aus. Zumal von den Eingeladenen nichts anderes erwartet wird als zu kommen. Während in Lukas 14 gewichtige Gründe angeführt werden, warum die Eingeladenen nicht kommen: ein Acker oder 5 Joch Ochsen waren gekauft worden und die jetzt besichtigt werden mussten oder ein anderer hatte frisch geheiratet. Und während sich alle entschuldigen lassen werden die Einladungen hier einfach grundlos ausgeschlagen und es wird zum Tagesgeschäft übergegangen. Die Eingeladenen sagen einfach ab und gehen dann wieder ihren Geschäften nach. Wir erfahren also nichts davon, warum sie die Einladung ausschlagen. Statt dessen: business as usual, der alte Trott geht weiter, sie lassen sich darin nicht unterbrechen. Fußnote: Dietrich Bonhoeffer sagte einmal: „Wir müssen bereit werden, uns von Gott unterbrechen zu lassen.“

Man kann verhindert sein, die Einladung vergessen haben und sich dann, auf Grund der Einladung der Knechte eines besseren besinnen. Aber scheinbar geschieht hier nichts, sie lassen sich nicht einladen und kommen einfach nicht. Plötzlich gewinnt das Gleichnis enorm und schnell an Schärfe und eskaliert in dem die Festboten des Königs misshandelt und getötet werden. Beim König scheint nun auch der Geduldsfaden gerissen zu sein und er reagiert ebenfalls mit unvorstellbarer Härte in dem er die Mörder umbringen und deren Stadt in Brand stecken lässt.

Beim ersten lesen war ich entsetzt – ein sehr gewalttätiger Text und das, bei einem Text für eine Sonntagspredigt. Da haben wir doch die Woche über schon genug gehört von Grausamkeiten in der Welt. Und schließlich geht es hier doch um das Reich Gottes – von wegen Lamm und Löwe in Eintracht beisammen und Friedensreich. Aber Reich Gottes ist kein Kuschel-Thema, da geht es ums Eingemachte, da geht es darum, wer mit am Start ist, wenn Gott sein Reich gründet. Das ist kein Eiapopeia Thema – hier geht es um die Ewigkeit – um ihr und mein ewiges Leben! Allein darin ist die ganze Schärfe begründet!

Welch schockierendes Ende einer Einladung zu einem rauschenden Fest. Eigentlich gibt es nichts mehr, was eine Fortführung bzw. überhaupt Beginn des Festes sinnvoll erscheinen lässt oder möglich macht.

Dieses Gleichnis bildet den Abschluss von drei aufeinanderfolgenden Gleichnissen (Mt 21,28ff Gleichnis von den ungleichen Söhne; Mt 21,33ff Gleichnis von den Weingärtnern) mit denen sich Jesus an die religiöse Führungsschicht Israels wendet. Sie zählen, wie das ganze Volk Israel zu den vorab Eingeladenen. Aber sie stellen sich gegen Jesus, und wollen ihn loswerden. Die Aussage lautet doch, diejenigen, die von Haus aus an der Feier teilnehmen dürfen, schlagen die Einladung aus, weil sie nicht wollen, sie sich in ihrem Trott nicht unterbrechen lassen wollen, ihnen anderes wichtiger ist. Kennen sie die Enttäuschung, wenn Eingeladene, die eigentlich dabei sein sollten, die ich dabei haben wollte, absagen – wie sehr das schmerzt, traurig und enttäuscht macht?

Aber: Auch wenn die Adressaten bekannt sind sollten wir uns hüten, das Gleichnis ausschließlich als Warnung oder gar Gerichtswort an Israel zu verstehen. Denn es geht in diesem Gleichnis nicht nur um die Beschreibung des Abfalles Israels.Denn der König bleibt souverän. Den Eingeladenen wurde die Würdigkeit der Einladung abgesprochen, aber dennoch gibt es letztlich ein Fest.

2. Die Eingeladenen kommen nicht – aber das Fest findet trotzdem statt.

Das Fest muss und es wird stattfinden, wenn auch mit anderen Gästen, würdigeren Gästen. Und dieses würdig sein leitet sich allein daraus ab, dass sie die Einladung, die an sie ergeht, annehmen und zum Fest kommen. Und so kommt es nochmals zu einer letzten Einladung.

Der König heißt nun seine Knechte hinaus auf die Straßen zu gehen und die zur Hochzeit einzuladen, welche sie dort antreffen, an den Wegen, Plätzen und Straßenkreuzungen. Draußen vor der Stadt fanden sich Menschen, die nichts miteinander zu tun hatten, die vielleicht gar nicht von hier waren, nur zufällig da standen. Menschen, die mit dem König gar nichts am Hut hatten, vielleicht aus einem anderen Königreich waren. Und es waren sicherlich auch allerlei zwielichtige Gestalten anzutreffen. So füllte sich der Saal mit Guten und Bösen. Aber das spielt nun alles keine Rolle mehr. Wer sich einladen lässt, der darf kommen. Hier bricht für mich Gottes Gnade hervor die nicht danach fragt, was ich vorzuweisen habe sondern mich so nimmt und liebt wie ich bin, nicht wie ich sein sollte!

Und mit dieser letzten Einladung wird ein zweiter Adressatenkreis angesprochen: die christliche Gemeinde. Der König kommt in den Festsaal um zu sehen, wer denn alles gekommen ist. Und plötzlich entdeckt er einen, der kein Hochzeitsgewand anhat. Und erneut irritiert mich die Reaktion des Königs. Zunächst so viel Toleranz und Einfühlung und dann doch dieses Aufreiben, ja sogar Vernichten an einer Äußerlichkeit! Da hat sich einer hergetraut, obwohl er nicht die angemessene Kleidung hatte. Ist das nicht verständlich, stand er bis vor kurzem noch an der Straße? Gegenfrage: Woher hatten die anderen ihre angemessene Kleidung?

Das Festgewand ist ein Bild dafür, dass die Eingeladenen und beim Fest versammelten nicht einfach bleiben, was sie vor der Einladung waren, sondern ein „neues Wesen“ bekommen. Das veränderte Wesen muss sich zeigen (Nicht sagen Herr, Herr sondern den Willen tun …Mt 7, 21 par). So ist mir das Festgewand ein Hinweis auf den neuen Menschen, den wir durch unsere Taufe angezogen haben. Aber es können Lebensumstände eintreten, die uns das in Abrede stellen und ins Zweifeln kommen lassen. Dann gilt es, die neuen Kleider, die Gott für mich bereit hält, erneut anzuziehen und uns darauf zu besinnen, dass dies in unserem Leben geschehen ist.

So nehme ich den Hinweis auf das fehlende Festgewand als Mahnung, dass ich das Heil, zu dem ich berufen bin, nicht als festen Besitz betrachte, sondern dass diese Einladung und Berufung, diese Beziehung zu Gott täglich neu angenommen und gelebt, mit Leben erfüllt werden muss.

Schluss

In der Begegnung mit diesem Gleichnis – das Mahn- und nicht Gerichtswort ist - ist mir erneut bewusst geworden, dass es Gott ernst, sehr ernst ist mit dem Himmelreich und unserem dabei sein. Mit dem Himmelreich geht es um das Zentrum und es geht darum, wer mit am Start ist, wenn Gott seine Herrschaft aufrichtet!

Es geht nicht um die Frage wer ist draußen und wer ist drinnen. Es geht nicht um die anderen, um diejenigen, die abgesagt haben. Es geht um das, was unsere allererste Sorge sein sollte (Mt 6,33). Es geht allein um uns – nein, es geht um sie, es geht um dich und mich ganz persönlich! Es geht um uns, um sie und mich und um die Frage: Will ich mit am Start sein, wenn Gott sein Reich errichtet?

Amen.

- Es gilt das gesprochene Wort! -

Diese Predigt wurde verfasst von:
Karl-Heinz Rudishauser
Obertüllingen 107
79539 Lörrach-Tüllingen
07621/9153229
eMail: karl-heinz.rudishauser(a)t-online.de

1 RÖLLE, Adrian: in Zuversicht und Stärke; Hrsg. Ludwig-Hofacker-Vereinigung; Hänssler; Holzgerlingen 2011, Juni - Juli 2011, 3. Reihe - Heft 4, S. 69;
2 derselbe a.a.O.

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