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Predigt über Matthäus 5,13-16

am 10.08.2003
2. Sonntag n. Trinitatis

Ort: Staufen und Münstertal


Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.

Liebe Gemeinde!

Einleitung

"Ein Mensch erblickt das Licht der Welt - Doch oft hat sich herausgestellt - Nach manchem trüb verbrachten Jahr, daß dies der einzige Lichtblick war."1 Lichtblicke, davon ist in unseren Tagen wieder häufiger die Rede und viele hoffen, daß Politikern und Wirtschaftsführern unserer Tage doch endlich ein Licht aufgeht, damit sie Arbeitslosigkeit reduzieren und Haushaltslöcher stopfen können. Perestroika und Glasnost, der Fall der Mauer und die Wiedervereinigung, oder die Abschaffung der Apartheid, das wahren die politischen Lichtblicke in den vergangenen Jahren und brachte Licht in die dunkle Situation vieler Menschen. Wenn wir in unsere Geschichtsbücher blicken, dann finden wir immer wieder solche Glanzlichter. Erstaunlich ist für mich dabei, daß viele dieser "Highlights" ganz unbedeutend angefangen haben und langsam gewachsen sind.

Vielleicht gehören sie auch zu denjenigen die sich fragen, wie es in unserer Welt wieder Licht werden kann, und das nicht nur wegen offener Haushaltslöchern, Wirtschaftskrisen und maroder Sozialsystemen. Vor fast 2000 Jahren stand ein Mann auf irgendeinem Berg im nahen Osten und sprach zu einem Haufen bunt zusammengewürfelter Männer darüber, wie es in der Welt Licht werden kann. Und die Menschen, zu denen er sprach, das waren keine Nobelpreisträger und Wirtschaftsbosse, keine Universitätsprofessoren und Politiker die nach unserer Vorstellung wenigstens etwas hätten bewegen können. Es waren einfache Menschen. Und um so erstaunlicher klingt es, was dieser Mann, Jesus, zu ihnen gesagt hatte

- Text lesen: Mt 5,13-16 -

Haben sie die Situation noch vor Augen: Das waren einfache Männer zu denen Jesus sprach, Fischer und vielleicht ein paar Handwerker. Und die waren erst eine kurze Zeit mit Jesus zusammen, standen noch ganz am Anfang ihrer Gefolgschaft und keiner von ihnen wußte, was alles auf sie zukommen würde. Obwohl sie noch keine geistlichen Glanzlichter vollbracht hatten, redete Jesus so mit ihnen. Und aus dem was Jesus zu ihnen gesagt hat, sind es drei Dinge, die für uns hier, in Staufen/Münstertal, auch heute noch wichtig sind:

  • 1. Christen, sie sind Salz und Licht in der Welt.
  • 2. Christen, sie sind Orientierungspunkte in der Welt.
  • 3. Christen, sie leben mit einem neuem Blickwinkel.
  • 1. Christen, sie sind Salz und Licht in der Welt

    "Ihr seid das Salz der Erde! Ihr seid das Licht der Welt!" Es ist für mich bedeutsam, daß Jesus diese Aussagen, diese Feststellungen einfach so in den Raum stellt, noch bevor irgendwelche Erklärungen kommen. Und ich stelle mir diese Gruppe von Männern vor an die Jesus diese Worte gerichtet hat. "Wer? Wie bitte? Was hat er da gesagt? Wen hat er da gemeint? Uns?"

    Ich weiß nicht wie es ihnen bei hören dieser Sätze ergangen ist, aber ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, daß man zunächst einmal innerlich zusammenzuckt und in Deckung geht. Da hebt man sämtliche zur Verfügung stehenden Hände um das von sich zu weisen, denn wir hören diese Worte nicht als Feststellung sondern als Aufforderung und fühlen uns unter Druck gesetzt. Aus diesen Sätzen hören wir, daß wir in die Gänge kommen und Licht werden sollen. Aber das hat Jesus nicht gesagt. Es geht nicht darum, daß wir Lichter werden, sondern, daß wir, sie und ich, Licht, daß wir, sie und ich, Salz sind!

    "Ich soll Salz sein oder gar Licht?" Kann das denn wirklich sein? Wenn schon Licht, dann wohl am ehesten ein Schlußlicht. Ich komme mir doch eher wie eine trübe Funzel vor, deren Energie kaum noch ausreicht, den Glühfaden in der Birne zum leuchten zu bringen. Aber denken sie nochmals daran, zu wem und in welcher Situation Jesus diese Sätze gesagt hat. Es waren einfache Menschen die ganz am Anfang ihres Lebens als Christen standen. Und so wie diese Feststellung jenen Männern auf dem Berg galt, so gelten diese Worte auch uns: Wir sind Salz und Licht dieser Welt! Wir sind es, nicht weil wir so gut drauf sind, sondern weil Gott uns so sieht.

    Wer sich auf Jesus einläßt, ihm vertraut und ihm nachgefolgt, ist Salz und Licht. Das heißt, aus der Gemeinschaft mit Jesus wird mir diese Eigenschaft zuteil (vgl. Joh 8,12) und nicht, weil ich mir diese erworben oder erarbeitet habe. Als Christ bin ich Licht und werde ich wahrgenommen, etwas anderes gibt es nicht, es sei denn, ich stelle mein Licht im wahrsten Sinne des Wortes unter den Scheffel. Aber so etwas sagt Jesus, ist ja völlig abstrus und eigentlich unmöglich ebenso wie daß Salz seine Würze verliert. Salz ist deswegen Salz weil es salzig ist. Und dennoch kommt es vor und kenne ich die Situationen aus eigener Erfahrung, in denen ich mich frage, ob ich noch Licht und Salz in meiner Umgebung bin? Oder haben die Wellen der Zeitströmungen nicht auch schon bei mir manches Profil abgeschliffen?

    Klammer: Gemeindeprojekt: Es ist lobenswert sich einerseits den Zeitströmungen nicht zu verschließen und andererseits an Werten festzuhalten. Aber das geht nur wenn ich meine Werte auch definiert und formuliert habe, wenn ich persönlich und wir als Gemeinde wissen was unverrückbar ist wo wir uns auf neues einlassen können. Tun wir das nicht, dann laufen wir Gefahr, profillos zu werden.

    Dann, wenn mich diese Sorge umtreibt, ich mich frage wo mein Profil geblieben ist, versuche ich mir neu vor Augen zu halten und bewußt zu machen, daß Gott mich nicht nur ge- und berufen hat, er hat mich auch befähigt Licht zu sein in dieser Welt und er traut uns, ihnen und mir das auch zu, daß wir das sind. Und wenn ich diesbezüglich niedergeschlagen bin nehme ich seine Einladung gerne an, mich von IHM wieder erquicken (Mt 11,28) und neu ausrichten zu lassen.

    2. Christen, sie sind Orientierungspunkte in der Welt

    "Eine Stadt, die auf dem Berge liegt, kann nicht verborgen sein" so sagt es Jesus in unserem Abschnitt. Und das Licht, wenn es leuchtet, es kann nicht verborgen sein, es sei denn, man verbirgt es willentlich. Es ist einfach eine Tatsache - Licht wird wahrgenommen, es ist seine ureigenste Sache, daß man Licht sieht.

    Im nachdenken darüber habe ich mich gefragt, was beiden gemeinsam ist, dem Licht und der Stadt auf dem Berge. Vielleicht sind sie hin und wieder zu Fuß unterwegs. Bei solchen, etwas ausgedehnteren Touren zum Beispiel im Gebirge oder auch in ebenerem Gelände, braucht man Orientierungspunkte. Punkte, die sich vom übrigen Gelände abheben. Beispiel in den Pyrenäen: als Orientierungspunkte dienen dort im Gelände kleine Steinhaufen, die zum Teil auf weite Entfernungen mit dem bloßen Auge erkennbar sind. An diesen Steinhaufen ist der Weg, die Route durch den Berg zu erkennen. Und auch die Stadt auf dem Berg, die deutlich über viele Kilometer zu erkennen ist, dient als solcher Orientierungspunkt und wird letztlich immer wahrgenommen. Und erst recht das Licht. Wer schon des Nachts unterwegs war, zu Fuß oder mit dem Auto, der kennt die Erfahrung wie schwer es ist, sich bei Nacht ohne Licht oder Lichtpunkte zu orientieren.

    Und das ist es, was diesen beiden Beispielen gemeinsam ist: es geht um Orientierungspunkte und Orientierungshilfen. Und solche Orientierungspunkte sind wir Christen - in dieser Welt und in dieser Zeit. Das können wir nicht nur sein, das sind wir, wenn wir uns an Christus binden, ihn in unser Leben aufnehmen und ihm nachfolgen. Und das beginnt nicht erst dann, wenn wir perfekt sind und schon alles können, sondern dann, wenn wir anfangen das in unserem Leben und Alltag umzusetzen, was wir aus Gottes Wort erkannt und verstanden haben. Wichtig ist, daß wir aus unserem Leben ausräumen und in Ordnung bringen, was uns von Christus trennt, die Dinge, die uns in den Schatten stellen. Licht fängt da an, wo wir zum Beispiel das umsetzen, was wir von Vergebung verstanden haben. Wer selbst Vergebung erfahren hat, der ist auch in der Lage, anderen zu vergeben. Wenn Jesus in unser Leben hineinwirkt, dann wirkt sich das aus, dann wird es Licht ohne das wir alle Register ziehen um kräftig Licht zu machen!

    3. Christen, sie leben mit einem neuen Blickwinkel

    Ich habe es doch gewußt, jetzt kommt es doch noch: ich muß doch etwas tun! Das ist vielleicht die schwierigste Passage in diesen Versen, die Frage nach unseren guten Werken. Da hören wir Protestanten sofort das Stichwort Werkgerechtigkeit heraus. Und das wissen wir von Martin Luther, daß es darum doch nicht gehen kann und dennoch stehen diese Sätze so im Evangelium - "damit sie euren guten Werke sehen". Also doch: gute Werke tun!? Ja - wir sollen gute Werke tun, aber nicht um unserer selbst willen, sondern um unseres Herrn Jesus und unseres Vaters im Himmel willen. Es geht nicht um ein Tun das aus unserem Vermögen und können erwächst, sondern um ein Tun, das aus der Gemeinschaft und der Verbindung mit dem auferstandenen Sohn Gottes Motivation und Nährstoff bekommt. Das ist das eine. Das andere ist, daß wir zu sehr in Quantitäten denken und weniger in Qualitäten. Natürlich ist es respektabel, wenn eine Gemeinde 60 (!) Gruppen und Kreise vorzuweisen hat. Das ist auch einfach zu messen. Aber fragen wir uns auch,

    von welcher Qualität sie sind, was, zugegebener Maßen, weit schwieriger zu "messen" aber von weit größerer Bedeutung ist? Jesus selbst ging es nie um Quantitäten, sondern um Qualitäten: ich denke an den Hinweis Jesu, an den Glauben in Senfkorngröße (Mt 17,20) der von einer Qualität ist, der Berge versetzen kann. Oder an das Ackerfeld das Frucht bringt, egal ob dreißig-, sechzig- oder achzigfach (Mt 13,8). Im griechischen Grundtext steht an dieser Stelle ein Wort das darauf hinweist, daß mit "guten"2 Werken ein Qualitätskriterium gemeint ist. Mit gut ist etwas anziehendes, gewinnendes gemeint, Dinge also, die andere Menschen dazu einladen, sich mit dem Gott auseinanderzusetzen, an den wir glauben und den wir bekennen. Auf diese Qualitäten (Umgang mit Schuld, mit Ausgegrenzten, untereinander, mit sich selbst, mit Werten, mit Lebenskrisen, etc.) sollen wir unser Augenmerk richten und daran arbeiten.

    Als Orientierungspunkt für uns dienen da diese Männer, zu denen Jesus gesprochen hat. Wenn man sie gefragt hätte, sie hätten es wohl kaum für möglich gehalten, daß 2000 Jahre später noch über sie gesprochen wird und sie der Grund sind, warum wir uns heute morgen hier versammelt haben. Wenn es an ihnen gelegen hätte, an ihrem Vermögen und Können, dann säßen wir wahrscheinlich heute morgen nicht hier zusammen. Sie haben das scheinbar wenige getan was sie von Jesus gehört und verstanden hatten und sind in kleine Schritten vorwärts gegangen. Sie haben nicht ihr Unvermögen, ihre Schwachheit und was weiß ich nicht noch alles als Ausreden genommen, sondern sie sind gegangen. Sie sind gegangen weil es nicht um sie ging, sie nicht auf sich vertraut haben sondern auf das, was Jesus ihnen auf jenem Berg gesagt hatte. Deswegen sind wir hier zusammen und sind Menschen unterwegs, um das Evangelium zu verkünden.

    Schluß

    Die Schar der Jünger war klein, und wenn man sich den Anfang von Reich Gottes betrachtet, hält man es nicht für möglich, was daraus erwachsen ist. Aber genau dieser Blickwinkel soll uns ermutigen nicht in Minderwertigkeitsgefühlen zu schwelgen und auf der Stelle zu treten sondern uns Mut machen, mit DEM zu rechnen, der in unser Leben gekommen ist und der uns zusagt, heute zusagt: "Ihr seid das Licht der Welt und es kann die Stadt auf dem Berge nicht verborgen sein!

    Ich wünsche Ihnen den Mut, sich auf diese Verheißung einzulassen und als Orientierungspunkt in unserer Welt zu leben.

    Amen.

    - Es gilt das gesprochene Wort! -

    Diese Predigt wurde verfasst von:
    Karl-Heinz Rudishauser
    Altenheimstraße 23
    89522 Heidenheim/Brenz
    07321/910915
    eMail: karl-heinz.rudishauser@t-online.de
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